Öffentlicher Gesundheitsdienst braucht eine bessere Ausstattung

Köln/Münster/Berlin – Angesichts des heutigen Tages des Gesundheitsamts haben Akteure des Gesundheitswesens die Politik aufgefordert, den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) zu stärken.
„Wir fordern eine stärkere Unterstützung des ÖGD, um die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels wirksam anzugehen und uns auf künftige Krisen und Bedrohungslagen vorzubereiten“, betont der erste stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Emanuel Wiggerich. Der Tag des Gesundheitsamts steht in diesem Jahr unter dem Motto „Klimawandel und Gesundheit“.
Auch die Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) fordert eine „bessere und fachlich kompetente, das heißt fachärztliche Ausstattung des ÖGD, damit die Gesundheitsämter ihre gesundheitsbezogenen Aufgaben in Zeiten des Klimawandels erledigen können“, wie deren Präsident Hans-Albert Gehle erklärt.
Vielfältige Aufgaben beim Klimaschutz
Zu den Aufgaben des ÖGD im Rahmen des Klimaschutzes gehören nach Ansicht der ÄKWL Beratungen zu neuen Infektionserregern und das Einbringen gesundheitsbezogener Aspekte bei Baumaßnahmen von Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen ebenso wie die Beratung der Bevölkerung zu geeigneten Maßnahmen gegen Sommerhitze und die Sicherung der Qualität und die lokal ausreichende Verfügbarkeit von Trinkwasser. Für mehr öffentliche Trinkwasserbrunnen in den Innenstädten sowie Trinkwasserspender in öffentlichen Gebäuden hatte sich die ÄKWL bereits im vergangenen Sommer ausgesprochen.
„Die Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes verdienen unseren Respekt und unsere Unterstützung, denn der ÖGD ist gerade auch in Zeiten des Klimawandels eine unverzichtbare Säule unseres Gesundheitswesens und muss aus diesem Grund dringend gestärkt werden“, betont Gehle.
Klimawandel wird ÖGD langfristig beschäftigen
Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lars Schaade, erklärt: „Der Klimawandel hat auf vielen Wegen einen negativen Einfluss auf die Gesundheit, etwa mehr Hitzetote, neue und vermehrt auftretende Infektionskrankheiten, erhöhte Allergiebelastung, Zunahme von Antibiotikaresistenzen und mehr Hautkrebs durch erhöhte UV-Strahlen-Belastung.“ Zudem könnten die Folgen des Klimawandels soziale Ungleichheiten in der Gesundheit der Bevölkerung verstärken.
Der Kommissarische Leiter des neu gegründeten Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BIÖG), Johannes Nießen, ergänzt: „Unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden werden in Zukunft noch mehr davon abhängen, wie wir mit den Herausforderungen des Klimawandels umgehen.“ Dies gelte insbesondere für Menschen, die nicht über die Ressourcen verfügen, sich selbst zu schützen.
„Der Klimawandel wird den ÖGD langfristig beschäftigen, denn durch seine Folgen bringt er Herausforderungen für grundlegende Funktionen im Bereich der öffentlichen Gesundheit mit sich“, so Nießen weiter. „Verhaltens- und Verhältnisprävention sind dabei gleichermaßen gefragt und sollten mit allen Politikbereichen verschränkt werden“.
In zahlreichen Angeboten setzen die Gesundheitsämter des Landes das Motto des diesjährigen Tags des Gesundheitsamtes um, erklären RKI und BIÖG: von der Vorstellung eines Hitzeaktionsplans über den Launch eines Hitzeportals und eine Wanderausstellung über die gesundheitlichen Zusammenhänge von Klima und Ernährung bis zu Nutzung einer Hitze-Warn-App.
„Pakt für den ÖGD“ verlängern
Wie schon die Bundesärztekammer (BÄK) gestern, fordern auch der BVÖGD und die ÄKWL die künftige Regierung dazu auf, den „Pakt für den ÖGD“ über das Jahr 2026 hinaus zu verlängern. Mit dem im September 2020 beschlossenen Pakt werden für den Aufbau des ÖGD bis Ende 2026 vier Milliarden Euro zur Verfügung gestellt.
Der „Pakt für den ÖGD“ sei ein erster wichtiger Schritt gewesen, um die Defizite der vergangenen Jahre abzubauen, erklärt der BVÖGD. Doch damit der ÖGD zukunftsfähig bleibe, dürfe diese Initiative nicht auslaufen. Wichtig sei es zudem, das BIÖG finanziell und personell gut auszustatten und dort Landesgesundheitsämter aufzubauen, wo sie fehlten.
Der Tag des Gesundheitsamts wurde erstmals 2019 vom RKI ausgerufen. Seitdem findet er jedes Jahr am 19. März statt, dem Geburtstag des Arztes und Sozialmediziners Johann Peter Frank, der als Begründer des Öffentlichen Gesundheitsdienstes gilt.
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