Stiftung sieht Reha-Engpass für Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern

Frankfurt – Rehabilitationsplätze für Erwachsenen mit angeborenem Herzfehler (EMAH) sind Mangelware, weil nur wenige Nachsorgekliniken auf die kardiologische Reha für EMAH ausgerichtet sind. Darauf weist das Aktionsbündnis Angeborene Herzfehler hin, dem unter anderen die Deutsche Herzstiftung angehört.
„Die Versorgung von EMAH in der kardiologischen Rehabilitation ist derzeit katastrophal“, formuliert es Christina Pack, selbst EMAH-Patientin und erste Vorstandsvorsitzende des Bundesvereins Jugendliche und Erwachsene mit angeborenem Herzfehler. „Uns berichten EMAH zunehmend, dass es derzeit – bis auf wenige Ausnahmen – kaum qualifizierte Anbieter für eine leitlinienkonforme Rehabilitation von EMAH in Deutschland gibt“, berichtet Pack.
Laut dem Aktionsbündnis kommen jedes Jahr 8.700 Kinder mit einem Herzfehler zur Welt, von denen dank des herzmedizinischen Fortschritts heute mehr als 95 Prozent das Erwachsenenalter erreichten und mit über 350.000 EMAH eine stetig wachsende Patientengruppe bildeten.
In Deutschland gibt es nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie und Angeborene Herzfehler etwa 180 EMAH-zertifizierte Kardiologinnen und Kardiologen. Mehr als 150 von ihnen sind laut der Fachgesellschaft Kinderkardiologen, die übrigen sind Kardiologen. Die überwiegende Mehrheit von ihnen sei in den überregionalen EMAH-Zentren und den regionalen EMAH-Schwerpunktpraxen und -kliniken tätig.
In Rehakliniken fehle ihre Expertise zurzeit. „Auch deshalb müssen Patientinnen und Patienten mit mehrmonatigen Wartezeiten rechnen“, erläuterte die Rehaspezialistin Christa Bongarth, Chefärztin der Abteilung für Kardiologie der Klinik Höhenried. Ihre Klinik betreut pro Jahr etwa 100 EMAH.
„Die Betreuung von EMAH ist viel aufwendiger als bei Patienten mit erworbenen Herzerkrankungen, die sich beispielsweise nach einem Herzinfarkt oder nach einer Herzschrittmacherimplantation in eine Rehaklinik begeben“, erklärte Bongarth.
Nötig sei ein interdisziplinäres Team für die kardiologische, psychosomatische, sporttherapeutische und sozialmedizinische Betreuung. Bei der Betreuung von EMAH gehe es auch um Themen wie Schwerbehinderung, Familiengründung, Schwangerschaft oder Berufsplanung oder berufliche Neuorientierung und Wiedereingliederung in das Berufsleben.
Je nach Art und Komplexität des Herzfehlers unterscheide sich auch die physische Belastbarkeit von EMAH und damit auch die Art und Intensität der zumutbaren körperlichen Aktivität. Das erschwere die Integration in eine Trainingsgruppe mit anderen Herzpatienten in einer herkömmlichen Reha-Klinik, so die Expertin.
Sie kritisiert, Rentenversicherungsträger und Krankenkassen berücksichtigten diese Faktoren nicht bei der Vergütung von Rehaleistungen für EMAH.
„Dabei könnte eine bessere Vergütung, die dem Betreuungsaufwand dieser Patienten gerecht würde, einen Anreiz für weitere Reha-Kliniken schaffen, ihr Betreuungsangebot für EMAH zu erweitern“, so Bongarth.
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