Ärzteschaft

Terminservicestellen in Niedersachsen kaum gefragt

  • Dienstag, 10. Januar 2017

Hannover – Niedersächsische Patienten nehmen die vor einem Jahr eingerichtete Ter­min­­servicestelle zur Vermittlung von Fachärzten sehr selten in Anspruch. Insgesamt sei­en vom 26. Januar 2016 bis zum Jahresende 60.675 Anrufe eingegangen, teilte die Kas­sen­ärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) mit. Ein Drittel der Anrufer wünschte all­ge­meine Hinweise, ein Drittel hatte nicht die erforderliche Überweisung, ein weiteres Drit­tel wurde erfolgreich vermittelt. Den 20.486 vermittelten Terminen stehen im selben Zeit­raum laut KVN rund 57 Millionen Arzt-Patienten Kontakte gegenüber, die ohne Termin­ser­vicestelle zustande kamen.

Die vom Gesundheitsministerium bundesweit eingeführte Einrichtung soll Wartezeiten in Arztpraxen verringern. „Die Terminservicestelle der KVN erfüllt ihre gesetzliche Aufgabe. Sie ist allerdings ein Produkt, das der Markt nicht braucht“, kritisierte der Vorstands­vor­sitzende der KVN, Mark Barjenbruch. „Die Realität sieht so aus, dass sich die Patienten ihren Wunscharzt in ihrer Wunschregion zu ihrer Wunschzeit persönlich aussuchen. Sie brauchen keine Terminvermittlung.“ Die gesetzlich Krankenversicherten hätten den neu­en Service nicht angenommen, sagte der KVN-Chef.

Die meisten Termine wurden in den Großräumen Hannover, Braunschweig, Osnabrück und Oldenburg vermittelt. Ursprünglich war die KVN von 5.000 Anrufern pro Tag ausge­gangen, tatsächlich riefen im vergangenen Jahr durchschnittlich 250 Menschen bei der Servicestelle an.

Die Krankenkassen sind dennoch zufrieden: „Wenn allein in Niedersachsen täglich 250 Personen die Hilfe der Terminservicestelle nutzen, dann hat sich deren Notwendigkeit bestätigt“, sagte der Sprecher des GKV-Spitzenverbandes Florian Lanz. „Statt über diese gesetzliche Vorgabe zu meckern, wünschte ich mir von den Ärztevertretern, dass die Terminvergabe für kranke Menschen besser und dann auch die Wartezeiten in der Praxis geringer werden würden.“

Landesweit sind aktuell rund 100 Facharztsitze und mehr als 300 Hausarztsitze unbe­setzt, vor allem in ländlichen Regionen. Im weltweiten Vergleich stehe Deutschland bei den Wartezeiten in Arztpraxen dennoch gut da, sagte KVN-Sprecher Detlef Haffke. Aller­dings steige der Bedarf, weil es mehr Senioren gebe und die meisten Menschen auch häufiger zum Arzt gingen als früher.

In Niedersachsen gibt es aktuell 7.819 Fachärzte. Nach Angaben von Haffke ist die Nach­frage nach Terminen besonders spürbar bei Neurologen, spezialisierten Internis­ten, Radiologen sowie Hautärzten. Die KVN-Servicestelle vermittelt derzeit keine Ter­mine bei Psychotherapeuten, bei Zahnärzten oder bei Kieferorthopäden. Auch Haus­ärzte sowie Kinder- und Jugendärzte sind ausgenommen. Vom 1. April an werden allerdings Termine bei psychologischen Psychotherapeuten vergeben.

dpa

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