Ärzteschaft

Überarbeitete Leitlinie mit neuen Empfehlungen zur medikamentösen Therapie bei COVID-19

  • Dienstag, 1. März 2022
/Thaut Images, stock.adobe.com
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Berlin – Gestern ist die aktualisierte Leitlinie zur stationären Therapie von COVID-19-Patienten bei der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) erschienen. Sie enthält Empfehlungen zu allen derzeit verfügbaren und wirksamen COVID-19-Medikamenten.

Erstmals enthält die Leitlinie eine evidenzbasierte Empfehlung zur antiviralen Therapie mit dem Wirk­stoff Nirmatrelvir/Ritonavir, die in der Frühphase der Erkrankung eingesetzt werden. Neu hinzugekom­men ist auch der neutralisierende SARS-CoV-2-Antikörper Sotrovimab. Beide Therapien mindern das Risiko für einen schweren Verlauf. Zudem werden erstmalig ambulante Therapien in den Empfehlungen berücksichtigt.

„Die überarbeitete Leitlinie zur stationären Therapie von COVID-19-Patientinnen und -Patienten gibt klare Empfehlungen dazu, wann welches Medikament angewendet werden kann und sollte“, sagt Stefan Kluge, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallme­dizin e.V. (DGIIN) und Koordinator der Leitlinie. In die Entscheidung, welche Therapie sich am besten eigne, fließen aber auch Faktoren wie die Verfügbarkeit des Wirkstoffs, Kontraindikationen und das individuelle Risiko des Patienten mit ein, ergänzte Kluge.

Neues Medikament für Menschen ohne Impfschutz

In der Frühphase der COVID-19-Erkrankung können Patientinnen und Patienten mit fehlender Immunität und mit mindestens einem Risikofaktor für einen schweren Verlauf mit verschiedenen Therapeutika antiviral behandelt werden. Hierzu stehen die vermehrungshemmenden Wirkstoffe Remdesivir, Nirmatrelvir/Ritonavir und Molnupiravir zur Verfügung.

Eine antiviralen Therapie mit Nirmatrelvir/Ritonavir kann innerhalb der ersten fünf Tage nach Symptom­beginn eingesetzt werden. Als Risikofaktoren für einen schweren Verlauf gelten beispielsweise Adipo­sitas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes.

„Der Einsatz antiviraler Medikamente kann helfen, schwere Verläufe zu vermeiden. Die Sicherheit und Verträglichkeit war in den zugrunde liegenden Studien gut“, sagt Christoph Spinner, der für die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI) an der Leitlinie mitgearbeitet hat.

Neue Empfehlung zur passiven Immunisierung

Zur Therapie von COVID-19-Erkrankten können außerdem virusneutralisierende monoklonale Antikörper (MAK) eingesetzt werden. Sie können den Viruseintritt in die Zelle verhindern, indem die MAK mit dem Spikeprotein des Virus interagieren. Man spricht hier auch von der passiven Immunisierung. „Das therapeutische Zeitfenster für den Einsatz antiviraler Ansätze ist im Vergleich zu immunmodulatorischen Therapien kurz. Deshalb ist der Einsatz auf die Frühphase der Infektion begrenzt, in der sich zumeist noch keine eigene Immunantwort etabliert hat“, erläutert Spinner.

Die Leitlinie empfiehlt erstmals den Einsatz des monoklonalen Antikörpers Sotrovimab, der auch bei der Omikron-Variante wirksam ist. Er kann bei Patienten mit COVID-19 eingesetzt werden, bei denen eine fehlende Immunität und mindestens ein Risikofaktor für einen schweren Verlauf vorliegen, in der Frühphase der Erkrankung, maximal bis 5 Tage nach Symptombeginn.

Die aktualisierte Leitlinie bezieht erstmalig auch ambulante Therapien in ihre Empfehlungen mit ein. „Da es inzwischen wirksame antivirale Therapeutika gibt, die insbesondere in der Frühphase der Erkrankung eingesetzt werden, ist es wichtig, hier nicht mehr strikt zwischen der ambulanten und stationären Therapie zu trennen. Wichtiger sind Empfehlungen für den Einsatz der Therapeutika im Hinblick auf Erkrankungsphase und Schwere“, erläutert Christian Karagiannidis, Präsident der DGIIN.

Neben der DGIIN und der DGI waren federführend außerdem die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI) und die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP) beteiligt, weitere 13 Fachgesellschaften haben mitgewirkt.

gie

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