Ausland

Ukrainischer Gesundheitsminister: Sieben Krankenhäuser zerstört

  • Montag, 14. März 2022
Ein zerstörtes Krankenhaus in Volnovakha, Donetsk Oblast. /picture alliance, AA, Stringer
Ein zerstörtes Krankenhaus in Volnovakha, Donetsk Oblast. /picture alliance, AA, Stringer

Kiew – Seit Beginn des russischen Angriffskriegs sind in der Ukraine nach Angaben aus Kiew bereits sieben Krankenhäuser irreparabel zerstört worden. Die Kliniken in den betroffenen Städten müssten nach russischem Beschuss ganz neu aufgebaut werden, sagte Gesundheitsminister Wiktor Ljaschko der Agen­tur Ukrinform zufolge gestern Abend.

Mehr als 100 weitere Gesundheitseinrichtungen seien beschädigt worden. Unter dem medizinischen Per­sonal habe es seit dem Einmarsch der russischen Truppen am 24. Februar sechs Tote und und zwölf Ver­letzte gegeben, sagte Ljaschko.

Für besonderes Entsetzen hatte vor einigen Tagen ein russischer Angriff auf das Gebäude einer Geburts­klinik in der Hafenstadt Mariupol gesorgt. Moskau behauptete, dass das Haus zuletzt von ukrainischen Kämpfern genutzt worden sei. Von ukrainischer wie auch von UN-Seite jedoch hieß es, dass es sich um eine zu dem Zeitpunkt noch funktionierende Geburtsklinik gehandelt habe.

Mehrere UN-Organisationen haben ein Ende der Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen in der Ukraine gefordert. „Der Angriff auf die Schwächsten – Babys, Kinder, schwangere Frauen und Menschen, die be­reits an Krankheiten leiden, sowie auf das Gesundheitspersonal, das sein eigenes Leben riskiert, um Le­ben zu retten – ist ein Akt skrupelloser Grausamkeit“, erklärten gestern die Leiter des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (Unicef), des UN-Bevölkerungsfonds und der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine verzeichneten die Organisationen 31 Angriffe auf das Gesundheitswesen. Bei 24 der gemeldeten Angriffe wurden Gesundheitseinrichtungen beschädigt oder zerstört, und in fünf Fällen wurden Krankenwagen getroffen. Insgesamt seien bei diesen Angriffen zwölf Menschen getötet und 34 weitere verletzt worden.

„Krankenhäuser stehen laut Genfer Konvention unter besonderem Schutz“, sagte der Präsident der Ärzte­kammer Nordrhein, Rudolf Henke, vorgestern. Die massiven Verstöße gegen die Genfer Konvention für bewaffnete Konflikte seien auf das Schärfste zu verurteilen, stellte die Kammerversammlung fest.

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen warnt, dass in vielen ukrainischen Krankenhäusern wegen des Krieges schon bald die Medikamente knapp werden könnten. „Da die Krankenhäuser im Osten mit der steigenden Zahl von Verletzten überfordert sind, geht ihnen langsam das medizinische Material aus“, erklärte Anja Wolz, Nothilfekoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in der Ukraine. „Und wir wissen nicht, wie lange es dauern wird, bis Kiew von der Versorgung abgeschnitten sein wird.“

Ärzte ohne Grenzen habe in der vergangenen Woche eine erste Lieferung von drei Lastwagen mit 120 Kubikmetern medizinischer Hilfsgüter in die Ukraine geschickt, erklärte die Organisation. In den vergan­genen Tagen trafen demnach weitere Hilfsgüter in der Ukraine ein und neue Lieferungen werden in den kommenden Tagen und Wochen folgen. Aber es sei zu befürchten, „dass es immer schwieriger wird, medi­zi­nische Hilfsgüter und medizinisches Personal dorthin zu bringen, wo sie gebraucht werden“, erklärte Wolz.

Bisherige Lieferungen hätten sich auf chirurgisches, notfallmedizinisches und intensivmedizinisches Material und Medikamente konzentriert, erklärte Wolz. „Doch allmählich zeichnet sich ein breiterer Be­darf an anderen wichtigen medizinischen Gütern ab“, etwa Insulin oder Medikamente gegen Asthma und Bluthochdruck. „Einige dieser Medikamente müssen gekühlt transportiert werden, was den Transport noch schwieriger macht.“

„Die Entscheidung, in Gebiete zu gehen, die näher bei den Kampfhandlungen sind, um direkte medizini­sche Hilfe zu leisten, kann nicht leichtfertig getroffen werden“, fügte Wolz hinzu. „Wir wägen mehrere Standorte und Optionen ab und werden in den kommenden Tagen Entscheidungen treffen.“

dpa/afp

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