USA: Cannabislegalisierung ging mit Anstieg des Alkoholkonsums einher
Pittsburgh – Die Legalisierung von Cannabis zum Freizeitgebrauch ging in den USA mit einer Zunahme des Alkoholkonsums in der Bevölkerung um 0,9 Prozentpunkte einher. Das zeigt eine Querschnittstudie mit 4,2 Millionen Einwohnern aller 50 US-Bundesstaaten. „Möglicherweise handelt es sich dabei um eine ungewollte Folge der neuen Cannabisgesetzgebung“, schreiben die Autoren in JAMA Health Forum (2022; DOI: 10.1001/jamahealthforum.2022.4069).
„In den USA hat sich der Cannabisgebrauch in den vergangenen 10 Jahren fast verdoppelt, teilweise aufgrund neuer Gesetze in einigen Staaten, die Cannabis zum Freizeitgebrauch für Erwachsene erlauben“, schreiben Vandana Macha vom Department of Economics der University of Pittsburgh, Pittsburgh (USA) und ihre Arbeitsgruppe. Ungeklärt war aber, ob und wie sich die Legalisierung von Cannabis auf den Alkoholkonsum ausgewirkt hat.
Die Querschnittstudie basiert auf den Daten von 4,2 Millionen Personen, die zwischen 2010 und 2019 im Rahmen eines Surveillance-Programms Angaben zu verschiedenen Risikoverhaltensweisen machten. Die Studienteilnehmer waren median 50-64 Jahre alt, 52 % waren Frauen und 58 % waren weiß. Insgesamt 321.921 von ihnen lebten von 2010 bis 2019 in Bundesstaaten, die den Freizeitgebrauch von Cannabis erlaubten.
Wo Cannabis legal ist, wurde mehr getrunken
Macha und ihre Kollegen berichten, dass das Vorhandensein von Gesetzen zum legalen Cannabisgebrauch mit einem Anstieg des Alkoholkonsums um 0,9 %-Punkte assoziiert gewesen sei (95-%-KI 0,1-1,7; p=0,02). Es gab in der Gesamtpopulation aber keinen signifikanten Zusammenhang zwischen der jeweiligen Cannabis-Gesetzgebung und bewusstem Rauschtrinken (Binge-Drinking) oder starkem Alkoholkonsum.
Der Anstieg des Alkoholkonsums war vor allem bei jüngeren Erwachsenen im Alter von 18-24 Jahren zu beobachten. Auch bei weißen Studienteilnehmern sowie denjenigen ohne höhere Collegeausbildung war die Zunahme besonders ausgeprägt.
Möglicherweise sind junge Erwachsene und Männer besonders gefährdet
Bei Männern war eine Zunahme beim Binge-Drinking um 1,4 %-Punkte (95-%-KI 0,4-2,3; p=0,006) nachweisbar, die allerdings mit der Zeit immer kleiner wurde. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Gesetze zum legalen Cannabisgebrauch in den USA mit einem verstärkten Alkoholkonsum assoziiert sein könnten, primär bei jüngeren Erwachsenen und Männern“, schlussfolgern die Autoren.
Könnte legales Cannabis die Ursache sein?
Die Studie liefert keine Evidenz dafür, dass die Cannabislegalisierung und der daraus resultierende vermehrte Cannabisgebrauch die Ursache für den beobachteten Anstieg beim Alkoholkonsum ist. „Es könnte sich aber um einen Trade-off handeln, den die Cannabislegalisierung mit sich bringt“, lautet die Hypothese, die die Autoren daraus ableiten.
Die Beziehung zwischen Alkohol- und Cannabiskonsum müsse in weiteren Studien weiter erforscht werden – sowohl über längere Zeiträume als auch hinsichtlich anderer Gesundheitsendpunkte, ergänzen sie.
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