Warnung vor Kipppunkt bei hausärztlicher Versorgung

Berlin – Anlässlich des 45. Hausärztinnen- und Hausärztetages hat der Hausärzteverband Umfrageergebnisse vorgelegt, nach denen knapp 60 Prozent der Bundesbürger eine Verschlechterung der hausärztlichen Versorgung in den kommenden fünf Jahren befürchtet.
Die Umfrage ergab zudem, dass eine Mehrheit (72,5 Prozent) die von der Bundesregierung bisher ergriffenen Maßnahmen zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung als nicht ausreichend einschätzt.
Die hausärztliche Versorgung nähert sich einem „Kipppunkt“, warnte Markus Beier, Co-Bundesvorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes. Er betonte, die Bevölkerung sehe die Probleme „völlig zu Recht“. Der Zeitpunkt zu handeln, sei längst erreicht – offenbar nähmen die Bürgerinnen und Bürger die Krise der hausärztlichen Versorgung aber ernster als die Politik.
Vor dem Hintergrund der Ergebnisse forderte der Verband die Ampelkoalition auf, die versprochenen Entlastungen für die Hausarztpraxen noch in diesem Jahr mit dem Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) zu beschließen.
„Die aktuelle Ampelregierung hat zwar viel angekündigt, passiert ist jedoch quasi nichts“, kritisierte Nicola Buhlinger-Göpfarth, Co-Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes. Man warte weiterhin auf das GVSG und eine umfassende Entbudgetierung. Ohne dieses „rettende Ufer“ drohe die hausärztliche Versorgung „in die Knie“ zu gehen, warnte Buhlinger-Göpfarth.
Zudem brauche es dafür nur einen Bruchteil des Geldes, das in den vergangenen Monaten in die Krankenhäuser gepumpt worden sei – gefühlt befinde man sich aber auf der Prioritätenliste der Regierung weit unten.
Sie verwies darauf, dass die Politik nicht nur nicht für Entlastung sorge, sondern im Gegenteil sogar für Mehraufwand. So schlage beispielsweise der Beratungsbedarf zur elektronischen Patientenakte (ePA) bereits jetzt in den Praxen auf.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: