Politik

Zweiter Coronabooster nun ab 60 Jahren empfohlen

  • Donnerstag, 18. August 2022

Berlin – Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt nun offiziell eine zweite Coronaauffrischimpfung auch für Menschen ab 60 Jahren. Menschen in dieser Altersgruppe und im Alter ab fünf Jahren mit einem erhöhten Risiko für schwere COVID-19-Verläufe infolge einer Grunderkrankung sollten einen weiteren Boos­ter erhalten, hieß es in einer Mitteilung des Gremiums von heute zur Aktualisierung der Impfempfehlung.

Die STIKO erweitere ihre bisherige Empfehlung „mit dem primären Ziel, besonders gefährdete Personen noch besser vor schweren COVID-19-Erkrankungen und COVID-19-bedingten Todesfällen zu schützen“.

Angeraten sei der weitere Booster, vorzugsweise mit einem mRNA-Impfstoff, nach „drei immunologischen Ereignissen“ – etwa nach Grundimmunisierung und erster Auffrischimpfung oder Grundimmunisierung und SARS-CoV-2-Infektion.

Bedingung für die Auffrischimpfung ab 60 sei im Regelfall, dass die erste Boosterimpfung oder die letzte Coronainfektion mindestens sechs Monate her sei. Nur in begründeten Einzelfällen könne der Abstand auf vier Monate reduziert werden, so die STIKO.

Bislang hatte die STIKO den zweiten Booster nur Menschen über 70 Jahren, Menschen in Pflegeeinrichtungen, Menschen mit Immunschwäche und erhöhtem Risiko für schwere COVID-19-Verläufe ab fünf Jahren sowie Be­schäftigten in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen empfohlen.

In der aktualisierten STIKO-Empfehlung spricht sich das Gremium auch für den Einsatz des Proteinimpfstoffs von Novavax zur Grundimmunisierung für Jugendliche ab zwölf Jahren aus – bislang war er erst ab 18 Jahren empfohlen. Geimpft werden solle mit zwei Dosen im Abstand von mindestens drei Wochen.

Zudem empfiehlt die STIKO besonderen Gruppen ab zwölf Jahren und einem Körpergewicht ab 40 Kilogramm zusätzlich zur Impfung nun die Kombination aus den beiden SARS-CoV-2-neutralisierenden Antikörpern Tixa­gevimab und Cilgavimab (Evusheld) als Präexpositionsprophylaxe.

Zu den besonderen Gruppen gehören Menschen mit Immundefizienz, bei denen trotz mehrfacher Impfung keine schützende Immunantwort zu erwarten ist. Weiterhin schließt diese Empfehlung Menschen mit einem hohen Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf und fehlender Serokonversion nach der Impfung oder nicht durchgeführten Imfpungen mit den aktuell zugelassenen Impfstoffen aufgrund von Kontraindikationen ein.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat die neue Empfehlung der STIKO für eine zweite Coronaauf­frischimpfung der ab 60-Jährigen begrüßt. Er sei froh, dass die STIKO diesen wichtigen und aus seiner Sicht fälligen Schritt gegangen sei, sagte der SPD-Politiker heute dem Nachrichtenportal t-online.

„Ich rate den Bürgerinnen und Bürgern über 60 unbedingt, dem Rat der STIKO zu folgen und nicht auf die neuen Impfstoffe zu warten.“ Immer noch seien die Fall- und Sterbezahlen zu hoch. Die in Deutschland ver­fügbaren Impfstoffe schützten aber zuverlässig vor Tod und schwerem Verlauf.

Auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) äußerte sich positiv zu den neuen Impfempfehlun­gen. „Dadurch sind wir in Deutschland im Gleichklang mit den Empfehlungen auf EU-Ebene. Auch die Impf­empfehlung für alle Menschen ab fünf Jahren mit einem erhöhten Risiko für einen schweren COVID-19-Ver­lauf infolge von Grunderkrankungen erscheint mir sinnvoll.“

Der unabhängige Impfrat der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt seit heute unterdessen ebenfalls erstmals die Verabrei­chung einer zweiten Auffrischimpfung für ältere Menschen gegen SARS-CoV-2. Der Vor­sitzende des Rates (Sage), Alejandro Cravioto, betonte in Genf, dass dies keine Empfehlung für eine regel­mä­ßi­ge Auffrischung alle vier bis sechs Monate bedeute.

Der Impfrat ließ in seiner Empfehlung die genaue Altersgruppe offen. Jedes Land müsse selbst entscheiden, ab welchem Alter es zweite Auffrischimpfungen anbieten wolle. Sie sollten im Idealfall vier bis sechs Monate nach der ersten Auffrischimpfung verabreicht werden.

Zusätzlich empfiehlt der Impfrat zweite Auffrischungen für Gesundheitspersonal jeden Alters sowie Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder anderen Krankheiten, die das Risiko einer schweren Erkrankung nach einer Corona-Infektion erhöhen.

dpa/aks

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