DFG-Förderatlas: Deutschland und Großbritannien prägen Forschung in Europa am meisten

Berlin – Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat 2017 rund 32.500 Forschungsprojekte mit einem Volumen von nahezu 3,2 Milliarden Euro gefördert – circa 1.000 Projekte und 120 Millionen Euro mehr als noch im Vorjahr. Das besagen die aktuellen Zahlen des Förderatlas 2018, der neben den Ausgaben der DFG, auch die der Ministerien des Bundes und der EU darstellt. Der Fokus des Berichtszeitraums 2014 bis 2016 lag dabei auf der Forschungsförderung in Europa und der Welt. Den Förderatlas hat die DFG heute in Berlin zusammen mit der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und dem Stifterverband (SV) vorgestellt.
Die DFG-Projekte förderten in 2017 zu 67,9 Prozent der Bund und zu 31,2 Prozent die Länder. Die Zahl der neu bewilligten Projekte stieg 2017 mit 8.303 gegenüber 7.933 im Vorjahr noch einmal deutlich an, ebenso wie die neu bewilligten Mittel – von 2,05 Milliarden Euro 2016 auf nunmehr 2,13 Milliarden Euro.
In den Mitgliedsstaaten der EU erhalten Forschungsprojekte zusätzlich zur nationalen Förderung auch Mittel aus dem EU-Rahmenprogramm. Ein Zehntel aller dieser EU-Forschungsausgaben stammt dabei aus dem EU-Rahmenprogramm Horizon 2020, das mit einem Budget von 70 Milliarden Euro (2014 bis 2020) ausgestattet ist.
Der europäische Forschungsraum wird entscheidend von zwei Ländern dominiert: Deutschland und Großbritannien. Erst mit deutlichem Abstand folgen Frankreich, Spanien und Italien. „Ein zweischneidiges Ergebnis“, findet der Präsident der DFG, Peter Strohschneider. „Wenn man bedenkt, dass Großbritannien die EU verlassen wird, muss man von weitreichenden Folgen für das Forschungssystem in Deutschland und in der EU ausgehen.“ Unter anderem auch deshalb, weil britische Forscher in EU-Projekten derzeit überdurchschnittlich häufig die Koordination übernehmen.
Das größte Fördervolumen bei Horizon 2020 nahm im Zeitraum 2014 bis 2016 der Programmbereich des Europäischen Forschungsrates (ERC) mit 4.110,5 Millionen Euro ein, was 17,4 % des gesamten Fördervolumens entspricht. An zweiter Stelle stehen mit 11,9 Prozent des Gesamtfördervolumens Informations- und Kommunikationstechnologien und mit 10,5 Prozent Marie-Sklodowska-Curie-Maßnahmen.
Thematische Schwerpunkte setzten in der EU vor allem die kleineren Länder. Während Griechenland auf Projekte zur Informations- und Kommunikationstechnologien setzt, weisen die Slowakei und Norwegen überdurchschnittlich viele Anteile im Programmbereich Ernährung, Land- und Forstwirtschaft, Meeresforschung und Biowirtschaft auf. Insgesamt seien die Unterschiede aber gering, heißt es im Bericht.
Hoffnung auf Trendwende bei Grundmitteln
Eine positive Bilanz für Deutschland zog Strohschneider heute bei der Pressekonferenz bei den Grundmitteln, mit denen vor allem die Lehre finanziert wird: „Seit langem ist erstmals Bewegung in das Verhältnis der Grundmittel und der Drittmittel gekommen.“ Insgesamt erhielten die Hochschulen 2015 etwa knapp 20 Milliarden staatliche Grundmittel und 7,4 Milliarden Drittmittel, wovon ein Drittel von der DFG kam. „Interessant ist aber eigentlich, dass die Drittmittel nach ihrem deutlichen Anstieg bis 2012, weitgehend stabil sind. Die Steigerungsraten sind sogar rückläufig“, erklärte Strohschneider. Hingegen seien die Grundmittel 2014 erstmals stärker als die Drittmittel gestiegen.
Zum ersten Mal seit 20 Jahren sank in den letzten Jahren auch der Anteil der Wirtschaft an den Drittmitteln um zwei Prozent. „Gleichzeitig hat die deutsche Wirtschaft in diesem Zeitraum die Forschung um sieben Prozent (vier Milliarden Euro) aufgestockt“, sagte Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbands. Er vermutet im wesentlichen drei Gründe: Investitionen im Ausland nehmen zu, Netzwerke verlagern sich, Unternehmen konzentrieren sich auf Kernkompetenzen, Forschungsfelder wie etwa die IT arbeiten eher mit Dienstleistern als mit Hochschulen zusammen. Als letzte mögliche Ursache führte Schlüter noch die teilweise kontraproduktiven Landeshochschulgesetzte auf.
Kaum Änderung beim Hochschulvergleich
Beim Hochschulranking ändert sich im Vergleich zu vergangenen Jahren kaum etwas. Die von den Hochschulen bei der DFG eingeworbenen Mittel sind weitestgehend gleichbleibend. Im Fachgebiet Medizin konnten die Hochschulen München auf Platz 1, gefolgt von Heidelberg, Freiburg, Tübingen und Hannover die meisten DFG-Bewilligungen erzielen. Im letzten Beobachtungszeitraum waren es Hannover, gefolgt von München, Heidelberg, Würzburg und Tübingen.
Kleinere Hochschulen seien größeren im Wettbewerb per se nicht unterlegen, heißt es im Vorwort des Förderatlas. Die Daten könnten zudem nicht belegen, dass kleine durch große Fächer verdrängt würden.
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