Konzertierte Aktion Pflege legt Abschlussbericht vor

Berlin – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Bundesfamilienministerin Franzisky Giffey (beide SPD) haben heute in Berlin die Ergebnisse der sogenannten „Konzertierten Aktion Pflege“ vorgelegt.
Zu dieser Aktion hatten die drei Minister unter anderem Experten aus den Bundesländern, aus Pflegeverbänden, Krankenhäusern und Krankenkassen eingeladen, um im Verlauf eines Jahres Wege zu finden, um den Pflegemangel in Deutschland zu bekämpfen.
Dafür wurden die fünf Arbeitsgruppen „Ausbildung und Qualifizierung“, „Personalmanagement, Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung, „Innovative Versorgungsansätze und Digitalisierung“, „Pflegekräfte aus dem Ausland“ und „Entlohnungsbedingungen in der Pflege“ gebildet. Zu jeder dieser Arbeitsgruppen wurden heute konkrete Maßnahmen präsentiert.
Mehr Kompetenzen für Pflegekräfte
Um den Pflegeberuf attraktiver zu machen, wurde in der vom Bundesgesundheitsministerium geleiteten Arbeitsgruppe drei verabredet, die Kompetenzen der Pflegefachkräfte zu stärken und auszuweiten.
Unter anderem sollen Standards zur Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen, zum Beispiel Ärzten, entwickelt werden. Das BMG will diesen Prozess noch in diesem Jahr starten.
„Das Bundesministerium für Gesundheit wird die Entwicklung eines Strategieprozesses zur interprofessionellen Zusammenarbeit im Gesundheits- und Pflegebereich unter Beteiligung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und unter Einbeziehung insbesondere von Pflegeberufsverbänden und Pflegekammern, der Bundesärztekammer und aller weiteren relevanten Akteure initiieren“, heißt es konkret in den Vereinbarungen.
Inhalt des Strategieprozesses sei eine systematische Analyse von Versorgungsprozessen unter Beteiligung der Pflege und die Klärung ihrer zukünftigen Rolle in diesen Prozessen. In den Prozess würden auch Möglichkeiten der Übertragung von Heilkunde auf Pflegefachpersonen und weiterer Verordnungskompetenzen, zum Beispiel für Hilfsmittel, einbezogen.
Die Frage dabei sei, erklärte Spahn heute bei der Präsentation der Ergebnisse, welche Tätigkeiten Pflegekräfte alleine verantworten könnten. Die Frage der Haftung müsse in diesen Fällen rechtlich sicher ausgestaltet werden. Vereinbart wurde, in einem Modellvorhaben ab 2020 zu erproben, dass Pflegefachkräfte Hilfsmittel beziehungsweise Pflegehilfsmittel verordnen.
Personalschlüssel und bundesweiter Tarifvertrag
In der ebenfalls vom BMG geleiteten Arbeitsgruppe zwei wurden unter anderem vereinbart, ein Personalbemessungsverfahren für verbindliche Personalschlüssel für Pflegekräfte in Krankenhäusern zu erarbeiten und zügig dessen Umsetzung anzugehen. Zudem soll allen Pflegekräften in Teilzeit, die gerne in Vollzeit arbeiten wollen, eine Vollzeitbeschäftigung angeboten werden. Dafür will das BMG eine Studie zur Arbeitsplatzsituation in der Akut- und Langzeitpflege in Auftrag geben.
Die Mitglieder der vom Bundesarbeitsministerium geleiteten Arbeitsgruppe fünf haben verschiedene Wege diskutiert, wie die Entlohnung in der Altenpflege gesteigert werden kann. Dafür sollen nach Qualifikation differenzierte Mindestlöhne entwickelt werden, die in Ost- und Westdeutschland gleich hoch sind.
Die Mehrheit der Mitglieder dieser Arbeitsgruppe habe sich allerdings dafür ausgesprochen, einen Tarifvertrag flächendeckend zu erstrecken, heißt es in den Vereinbarungen. Entscheiden müsse am Ende die Pflegebranche, erklärte Heil: „Sie muss entscheiden, ob sie für bessere Löhne einen flächendeckenden Tarifvertrag abschließen kann, oder Mindestentgelte – wie bisher – über die Pflegekommission festgelegt werden sollen.“
Einigkeit habe darüber bestanden, heißt es in den Vereinbarungen, dass eine Verbesserung der Entlohnung eine verbesserte Finanzausstattung der Pflegeversicherung erforderlich mache und dass eine finanzielle Überlastung der Pflegebedürftigen durch steigende Eigenanteile zu verhindern sei.
Mehr Auszubildende
In der vom Bundesfamilienministerium geleiteten Arbeitsgruppe eins wurde vereinbart, die Zahlen der ausbildenden Einrichtungen und der Auszubildenden bis 2023 im Bundesdurchschnitt um jeweils zehn Prozent zu steigern, mit einer Informations- und Öffentlichkeitskampagne für die neuen Pflegeausbildungen zu werben und durch die Verbände der Pflegeeinrichtungen mindestens 5.000 Weiterbildungsplätze zur Nachqualifizierung von Pflegehelfern einzurichten.
„Es muss klar werden: Pflege ist ein Zukunftsberuf, eine Ausbildung in der Pflege lohnt sich und eröffnet Möglichkeiten für verschiedene Berufswege“, erklärte Giffey. Weitere Vereinbarungen betreffen die Themen Digitales in der Pflege und Anwerbung ausländischer Pflegekräfte.
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