Ärzteschaft

Ärztetag fasst Resolution für Demokratie, Pluralismus und Menschenrechte

  • Dienstag, 7. Mai 2024
/Gebhardt
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Mainz – Das Parlament der Ärzteschaft hat sich beim 128. Deutschen Ärztetag in Mainz für Demokratie, Pluralismus und Menschenrechte ausgesprochen. Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, verlas eine entsprechende Resolution heute vor Beginn der Tagesordnung und sagte, er wolle sie als Rahmen voranstellen. Die Delegierten reagierten mit tosendem Applaus, viele erhoben sich von ihren Stühlen.

Ein Auszug: „Der 128. Deutsche Ärztetag 2024 in Mainz fasst diese Resolution in dem Bewusstsein, dass Demokratie und Menschenrechte derzeit weltweit und in Deutschland so gefährdet sind wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Menschenverachtende Reden, Taten und Pläne, eine Verharmlosung der Zeit des Nationalsozialismus, Angriffe auf jüdische Menschen und Einrichtungen, rassistische Übergriffe und Attacken auf Menschen, die in Deutschland Schutz vor Verfolgung und Vertreibung suchen, sind zutiefst erschütternd und vollkommen inakzeptabel. Alle Ärztinnen und Ärzte in Deutschland sind aufgerufen, sich dem mit großer Entschiedenheit, Zivilcourage und Solidarität entgegenzustellen. Nie wieder ist jetzt!“

In der Resolution wird betont, dass Ärztinnen und Ärzte der Gesundheit des einzelnen Menschen und der Bevölkerung dienten. Sie übten ihren Beruf nach ihrem Gewissen, den Geboten der ärztlichen Ethik und der Menschlichkeit aus. Es gelte das Genfer Gelöbnis. Patientinnen und Patienten würden unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion, sozialem Status oder sexueller Orientierung medizinisch versorgt.

Besonders gewürdigt wird im Resolutionstext auch das Zusammenwirken von Ärztinnen und Ärzten aus verschiedenen Natio­nen und Kulturen. Es bereichere die ärztliche Arbeit, sei beispielsweise aber auch unerlässlich für medizinischen Fortschritt.

Gesehen wird eine besondere historische Verantwortung in Deutschland: Aus der tiefen Schuld, in die sich die deutsche Ärzteschaft in der Zeit des Nationalsozialismus verstrickt habe, ergebe sich ein dauerhafter Aufruf, jedem Wiedererstarken von Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung in Deutschland wachsam und entschlossen entgegenzutreten. In der NS-Zeit seien fundamentale Werte der Menschlichkeit und der ärztlichen Ethik verraten worden.

Mit der Resolution bekräftigt der 128. Deutsche Ärztetag die 2022 gefasste Berliner Deklaration des Weltärztebundes gegen Rassismus in der Medizin. „Die Ärztinnen und Ärzte in Deutschland stehen in ihrem Einsatz für Demokratie und Menschen­rechte zusammen mit den weiteren Berufsgruppen im Gesundheitswesen, wie sich dies in der Gemeinsamen Erklärung von über 200 Verbänden und Organisationen aus dem deutschen Gesundheitswesen vom März dieses Jahres ausgedrückt hat.“

Auf den Plätzen der Delegierten in der Mainzer Rheingoldhalle lagen Poster mit einem Auszug aus der Deklaration von Genf aus. Darauf ist in mehreren Sprachen zu lesen: „Ich werde nicht zulassen, dass Erwägungen von Alter, Krankheit oder Behinde­rung, Glaube, ethnischer Herkunft, Geschlecht, Staatsangehörigkeit, politischer Zugehörigkeit, Rasse, sexueller Orientierung, sozialer Stellung oder jeglicher anderer Faktoren zwischen meine Pflichten und meine Patientin oder meinen Patienten treten.“

ggr

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