Psychotherapeuten machen sich gegen Hass, Hetze und Gewalt stark

Würzburg – Die Delegierten des 44. Deutschen Psychotherapeutentages (DPT), der am Wochenende in Würzburg stattfand, bekennen sich zu demokratischen Werten und Vielfalt und lehnen Hass, Gewalt und Hetze sowie Intoleranz, Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus ab.
„In unserer Profession sowie in unserer Behandlungspraxis achten wir die Würde unserer Patientinnen und Patienten, unabhängig von Geschlecht, Alter, sexueller Orientierung, sozialer Stellung, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion oder politischer Überzeugung“, heißt es in einer mit großer Mehrheit verabschiedeten Resolution.
Die Delegierten wenden sich auch „gegen Strömungen in Politik und Gesellschaft, die darauf abzielen, Personen und bestimmten Gruppen von Mitbürgerinnen und -bürger ihre Rechte abzuerkennen und dadurch auch massiv deren psychische Gesundheit zu gefährden“.
„Verfassungsfeindliche und extremistische Strömungen, die Hass und Hetze befeuern, stellen eine Gefahr für die psychische Gesundheit dar. Das macht die Gesellschaft und die Psyche krank. Das dulden wir nicht“, sagte Andrea Benecke, Präsidentin der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) in ihrer Rede auf dem DPT in Würzburg.
Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten behandelten in allen Settings Patientinnen und Patienten mit Diskriminierungserfahrungen. Diese benötigten eine diskriminierungssensible Psychotherapie.„Antisemitismus, Rassismus, Sexismus, Homo- oder Transfeindlichkeit, Ableismus – Diskriminierung hat viele hässliche Gesichter und die zum Teil traumatischen Erfahrungen spielen auch in der Psychotherapie eine Rolle“, betonte Benecke.
Information, Aufklärung und Diskurs seien auch in der Profession notwendig, um den Bedürfnissen von Patienten mit Diskriminierungserfahrungen nachzukommen. Vizepräsidentin Sabine Maur kündigte eine Antidiskriminierungsstrategie des BPtK-Vorstands an, die mit einem Maßnahmenpaket die Auseinandersetzung zu den verschiedenen Diskriminierungsarten und diskriminierungssensibler Psychotherapie fördern soll.
„Es geht um Zugangsgerechtigkeit von marginalisierten Gruppen zur Psychotherapie und die Verbesserung der Versorgung dieser Gruppen. Es geht darum, empirische Ergebnisse zu den Auswirkungen von Diskriminierung beziehungsweise ,Minoritätenstress' zu bekommen. Es geht aber auch darum, dass der Berufsstand selbst zu wenige Personen aus marginalisierten Gruppen hat und wie wir das ändern können“, sagte Sabine Maur, Vizepräsidentin der BPtK und Vorstandsbeauftragte für das Thema.
Wegen der komplexen und vielschichtigen Problematik beauftragten die Delegierten zunächst den BPtK-Vorstand eine „Kommission für Anti-Diskriminierung und Diversität“ einzusetzen. Zu den Kommissionsmitgliedern sollen Landeskammervertreten und unbedingt auch Vertreter verschiedener marginalisierter Gruppen gehören, die ihre spezifische Sichtweise und Expertise einbringen.
Diese Kommission soll den Vorstand in Fragen der Diversität des Berufsstands beraten, sowie Maßnahmen für Chancengleichheit und Teilhabe in den Gremien der BPtK entwickeln. Sie soll weiter unter anderem Defizite und Hürden in der psychotherapeutischen Versorgung marginalisierter Gruppen identifizieren und Maßnahmen dagegen vorschlagen. Daraus soll der BPtK-Vorstand dann eine Antidiskriminierungsstrategie erarbeiten.
Die Resolution „Hass, Hetze, Rassismus und Diskriminierung machen psychisch krank. Für Menschlichkeit, Toleranz und Vielfalt!“ und weitere Resolutionen des 44. Deutschen Psychotherapeutentag finden sich hier: https://daebl.de/PN48
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