Angebot der Terminservicestellen nicht ausgeschöpft

Berlin – In der ambulanten Versorgung gibt es derzeit eine Mischung aus einer „zunehmend gefühlten Terminknappheit“ und einem von den Versicherten „nicht genutzten Terminangebot“ bei den Terminservicestellen. Darauf hat heute das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hingewiesen.
Wer glaubt, dringend eine ärztliche Behandlung zu benötigen, kann sich rund um die Uhr an die Rufnummer 116117 der Terminservicestellen der kassenärztlichen Vereinigungen oder an die Webseite www.116117.de wenden. Dort wird der Versorgungsbedarf ersteingeschätzt und Hilfesuchenden eine angemessene Versorgung vermittelt.
Dem Zi zufolge ist es zwar richtig, dass viele Niedergelassene am Anschlag arbeiten, aber das Angebot der Terminservicestellen ist dennoch „bei weitem nicht ausgeschöpft“. Demnach sind von 2,6 Millionen Terminen, die die Arztpraxen in den vergangenen 12 Monaten den Terminservicestellen gemeldet haben, 1,2 Millionen vermittelt worden.
„Nicht selten heißt es, dass gerade in den Ballungsräumen die Terminhürde besonders hoch sei. Doch immerhin kommen fast 300.000 der bundesweit 2,6 Millionen gemeldeten Terminangebote seit Ende Mai 2023 allein aus Berlin. Das sind immerhin 11,5 Prozent“, erklärte Zi-Chef Dominik von Stillfried. Für den 30. Mai 2024 seien mehr als 1.300 freie Termine in Berlin gemeldet gewesen, davon seien lediglich gut 800 gebucht worden.
Von Stillfried verwies auch auf die jüngste Versichertenbefragung der Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) von 2021, wonach 58 Prozent der Versicherten einen Arzttermin am gleichen Tag oder binnen drei Tagen erhalten hatten.
„Viele wissen aber eben nicht, dass die 116117 wirklich schnell und gut helfen kann, wenn dies nicht gelingt“, so der Zi-Chef. Eine stärkere Nutzung der Terminservicestellen und eine finanzielle Förderung der bereitgestellten Termine kann aus seiner Sicht dazu führen, dass mehr Praxen mehr Termine bei der Terminservicestelle melden.
Das Zi betont, Praxen könnten substanziell entlastet werden, weil die Praxisteams immer noch deutlich zu viel Zeit mit der Terminkoordination verbringen würden. „Hier ist eine effiziente Terminpriorisierung absolut sinnvoll, da Akuttermine nur nach medizinischer Ersteinschätzung vergeben werden.“
Außerdem bauten viele Kassenärztlichen Vereinigungen auch ein Angebot von Videosprechstunden aus, das online über Terminservicestellen buchbar wird, machte der Zi- Vorstandsvorsitzende deutlich.
Das Zi stellt aber klar, dass auch über die 116117 „nicht immer alle Terminwünsche erfüllt werden können“. So weise etwa die Kassenärztliche Vereinigung Berlin (KV) darauf hin, dass Terminknappheiten insbesondere beim Zugang zur Psychotherapie bestünden.
Engpässe gebe es zudem bei fachärztlichen Behandlung etwa durch Neurologen und Psychiater, Gastroenterologen, Endokrinologen, Rheumatologen und Pneumologen. Für die betroffenen Facharztgruppen bestehe daher in Berlin Terminmeldepflichten bei der 116117. Dennoch übersteige die Nachfrage bei der 116117 der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin das entsprechende Terminangebot, schreibt das Zi.
Für das Institut ist es „bittere Realität“, dass immer weniger ärztliche Kapazität in den Praxen verfügbar ist. Ein immer weiter steigender Altersdurchschnitt bedinge, dass immer mehr Praxisinhaber in den Ruhestand gingen.
Zugleich steige der Bedarf: Während die Fallzahl in den Krankenhäusern postpandemisch immer noch erheblich geringer sei als vor der Pandemie (2019: 19,8 Millionen, 2022: 17,2 Millionen), seien die Fallzahlen in den Praxen immer weiter gestiegen (2019: 569,2 Millionen, 2022: 577,7 Millionen).
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