Auslastung der Labore steigt bei Coronatests auf 75 Prozent

Berlin – Die Ausweitung des SARS-CoV-2-Testangebotes für Reiserückkehrer und die Einführung der Testpflicht für Einreisen aus Risikogebieten intensivieren die Belastung der Labore beträchtlich. Wie aus der wöchentlichen Datenanalyse der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) hervorgeht, liegt die Auslastung der Labore nunmehr bei rund 75 Prozent.
Mit 754.513 PCR-Tests und einer Steigerung von 15 Prozent im Vergleich zur Vorwoche erreichte die Zahl der in den fachärztlichen Laboren durchgeführten Tests in der vergangenen Kalenderwoche (KW 33) einen neuen Höchststand. Erneut gestiegen ist laut ALM auch die Zahl der positiven Befunde – und zwar auf 7.395 (+ 11 Prozent). Die Positivrate betrug wie in der Vorwoche 1,0 Prozent.
Den stetigen Anstieg der Testungen sehen die Mitglieder des ALM in Anbetracht der bereits hohen Auslastung der Labore weiterhin kritisch. „Dass die Politiker in Bund und Ländern möglichst breit Tests für alle Bürgerinnen und Bürger des Landes ermöglichen wollen, ist nachvollziehbar und sinnvoll, sofern sie sich dabei an der nationalen Teststrategie 'Testen, testen, testen... aber gezielt' orientieren", stellte Michael Müller, 1. Vorsitzender des ALM, heute fest.
Anlasslose Tests evaluieren
Bevor man jedoch, wie in Bayern, eine massive Ausweitung des Testangebotes für alle verkünde, hätte man zuvor über den Nutzen eines solchen Angebots für die Bekämpfung von SARS-CoV-2 beraten sollen, so Müller.
Medizinische Diagnostik sollte laut ALM nur dann eingesetzt werden, wenn daraus auch Handlungen und ein Nutzen abgeleitet werden können. Ob die Strategie der anlasslosen COVID-19-Diagnostik erfolgreich sein kann, ließe sich in Bayern nun beobachten und sollte auch evaluiert werden.
Nach wie vor von größter Bedeutung sei das rasche Testen von Personen auch mit nur leichten Symptomen, bei Risikokontakten, bei Besorgnis nach unklaren Kontakten, zum Schutz vulnerabler Gruppen und in systemkritischen Berufen nach den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) im Zusammenhang mit der nationalen Teststrategie.
Erneut weisen die Mitglieder des ALM in diesem Zusammenhang darauf hin, dass eine unkritische Ausweitung der PCR-Testungen die fachärztlichen Labore ungewollt in Bedrängnis bringen könne. Um bundesweit ausreichend Reserven für anlassbezogene Testungen wie in Ausbruchsituationen zur Verfügung zu haben, sollten die Kapazitäten nur zwischen 65 bis 80 Prozent belastet werden.
Engpässe könnten bereits bei der aktuellen Auslastung von 75 Prozent entstehen, wenn zusätzlich zu den Testungen der Reiserückkehrer noch regionale Ausbrüche, deren rasche Bearbeitung ja vorrangig erfolgen solle, zu verzeichnen wären.
Kritisch sehen die Mitglieder des ALM auch die noch immer andauernde Diskussion mit dem GKV-Spitzenverband zur Kostenerstattung der SARS-CoV-2-PCR-Tests. Konkrete Berechnungen der Labore würden weitestgehend ignoriert, Argumentationen nicht ernst genommen. „Ich habe den Eindruck, dass uns der GKV-Spitzenverband hier zum politischen Spielball macht“, so Müller.
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