COVID-19: FDA lässt bivalenten mRNA-Booster mit BA.4/5-Komponente zu

Silver Spring/Maryland – Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat die Zulassung der beiden mRNA-Impfstoffe Comirnaty von Biontech/Pfizer und Spikevax von Moderna um einen bivalenten Booster erweitert, der neben dem Wildtyp von SARS-CoV-2 auch die Omikron-Sublinien BA.4 und BA.5 erfasst.
Grundlage der Zulassung sind Studien, die zu BA.1 und BA.2 durchgeführt wurden. Der neue bivalente Booster von Moderna darf bei Erwachsenen ab 18 Jahren eingesetzt werden. Die bivalente Vakzine Pfizer/Biontech ist bereits ab 12 Jahren zugelassen. Beide Impfstoffe dürfen frühestens 2 Monate nach der letzten Impfung gegeben werden.
Das Virus SARS-CoV-2 war den Impfstoffentwicklern in den vergangenen beiden Jahren davongerannt. Während die Impfstoffe immer noch auf den Wildtyp Wuhan ausgerichtet sind, hat SARS-CoV-2 mit den Varianten Alpha, Delta und zuletzt Omikron bereits weitere Epidemien verursacht, die auch zu zahlreichen Durchbrüchen bei bereits Geimpften geführt haben.
In den vergangenen Monaten hat sich auch die Omikron-Variante weiter entwickelt. Die beiden Hersteller der mRNA-Impfstoffe, die sich am schnellsten anpassen lassen, hatten in den letzten Monaten klinische Studien zu der Variante BA.1 durchgeführt, die aber ebenfalls schon wieder Geschichte ist.
Während die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) über die Zulassung von neuen Impfstoffen gegen BA.1 und BA.2 berät, geht die FDA einen Schritt weiter. Die jetzt zugelassenen bivalenten Impfstoffe enthalten neben dem originalen Impfstoff, der die mRNA zur Produktion des Spike-Proteins vom Wildtyp enthält, auch eine Komponente gegen BA.4 und BA.5, wobei das Gen aus den identischen Abschnitten der beiden Spike-Gene besteht.
Diese neue Komponente ist bisher nicht klinisch am Menschen getestet worden. Jedenfalls findet sich in den Zulassungsunterlagen kein Hinweis darauf. Die Zulassung stützt sich auf die Daten zum bivalenten Impfstoff gegen BA.1 und auf die bisherigen Erfahrungen mit den mRNA-Impfstoffen, die sich in der weltweiten Impfkampagne als effektiv und sicher erwiesen haben.
Die Dosis der Boosterung beträgt bei Comirnaty von Biontech/Pfizer 15 µg für die Original-RNA und 15 µg für die neue Omikron BA.4/BA.5-Komponente. Der Moderna-Impfstoff Spikevax ist mit jeweils 25 µg für die beiden Komponenten höher dosiert.
Nach den Angaben in den Fachinformationen hat Moderna den bivalenten Impfstoff mit der BA.1-Komponente in einer klinischen Studie (NCT04927065) an etwa 400 Teilnehmern ab 18 Jahren getestet. Die Teilnehmer erhielten den originalen Impfstoff oder einen bivalenten Impfstoff mit einer zusätzlichen Komponente gegen BA.1 als Booster. Die offene Phase-2/3-Studie wurde in den USA durchgeführt. Bei den Teilnehmern lag die Grundimmunisierung mindestens 3 Monate zurück.
Hinsichtlich der Verträglichkeit gab es keine großen Unterschiede, auch wenn die lokalen und systemischen Nebenwirkungen beim bivalenten Impfstoff tendenziell häufiger waren. Schmerzen wurden in der Altersgruppe zwischen 18 und 64 Jahren von 87,8 % gegenüber 82,9 % angegeben, axilläre Schwellungen traten bei 21,3 % versus 28,5 % auf. Über eine Fatigue klagten 58,6 % versus 54,5 %, über Kopfschmerzen 49,0 % versus 47,4 %. Bei den über 65-Jährigen waren die Nebenwirkungen bei beiden Impfstoffen etwas seltener.
Die Wirksamkeit gegen BA.1 war in einem Labortest untersucht worden. Der bivalente Booster erzielte einen um 70 % höheren Titer als der ursprüngliche Impfstoff (GMT Ratio 1,7; 95-%-Konfidenzintervall 1,1 bis 2,0). Die Seroresponse-Rate wurde auf 74,9 % gegenüber 53,1 % verbessert. Die Differenz von 21,6 %-Punkten war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 12,9 bis 30,3 %-Punkten signifikant.
Nach Auskunft des Herstellers wird derzeit in einer klinischen Studie untersucht, ob der neue Impfstoff auch die Zahl der COVID-19-Erkrankungen senkt. Erste Daten sollen noch in diesem Jahr vorliegen.
Für den Impfstoff von Biontech/Pfizer ist die Situation ähnlich. Auch hier beruht die Zulassung auf den Daten zu einer bivalenten Vakzine mit einer BA.1-Komponente. An der „Study 4“ hatten 610 Erwachsene im Alter von über 55 Jahren teilgenommen, die zuvor die beiden Dosen der Primärserie und 1 Auffrischung von Comirnaty erhalten hatten. Die zweite Auffrischungsdosis bestand entweder aus dem originalen COVID-19-Impfstoff oder dem bivalenten Impfstoff.
Da der Impfstoff niedriger dosiert ist als bei der Moderna-Vakzine, waren auch Nebenwirkungen etwas niedriger. Über Schmerzen berichteten 60,1 % versus 58,1 % der Teilnehmer, die den monovalenten oder den bivalenten Impfstoff erhalten hatten. Fatigue trat mit 45,3 % versus 49,2 % und Kopfschmerzen mit 26,5 % versus 33,6 % unter der bivalenten Vakzine etwas seltener auf.
Die Immunogenität in einem Neutralisationstest war mit einer GMR von 1,56 (1,17-2,08) besser als unter der monovalenten Vakzine. Der Nachweis einer Non-Inferiorität der Seroresponse gelang ebenfalls.
Im Unterschied zur Moderna-Vakzine darf der Booster bereits ab einen Alter von 12 Jahren eingesetzt werden. Bereits im Oktober will Pfizer die Zulassung für einen bivalenten Impfstoff für Kinder im Alter von 5 bis 11 Jahren beantragen und auch für die Altersgruppe von 6 Monaten bis 4 Jahren sei ein Antrag in Vorbereitung, heißt es in der Pressemitteilung.
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