DAK-Gesundheit fürchtet steigende Arzneimittelausgaben

Hamburg – „Erhebliches Sprengpotenzial für das Gesundheitssystem“ sieht die DAK-Gesundheit in den Plänen für vertrauliche Arzneimittelpreise – die Kasse nennt sie „Geheimpreise“. Sie sollen im Rahmen des Medizinforschungsgesetzes eingeführt werden, um den Standort Deutschland wieder attraktiver für die Pharmabranche zu machen.
Hintergrund ist, dass in Deutschland im Augenblick neben dem Listenpreis auch der tatsächliche Erstattungsbetrag eines neuen Arzneimittels durch die Krankenkassen öffentlich einsehbar ist. In den Plänen der Bundesregierung ist vorgesehen, stattdessen vertrauliche Erstattungsbeträge zu ermöglichen.
Die Kasse hat ein Forschungsteam beauftragt, die Konsequenzen dieser politischen Pläne zu ermitteln. Die Arbeit liegt jetzt als sogenannter AMNOG-Kurzreport unter dem Titel „Vertrauliche Erstattungsbeträge. Fluch oder Segen?“ vor.
„Das Versprechen auf weitere Einsparungen klingt angesichts des ungebremsten Ausgabenwachstums bei neuen Arzneimitteln verlockend, allerdings nur auf den ersten Blick“, zieht der DAK-Vorstandschef Andreas Storm ein Fazit der Expertise. Bei genauerer Betrachtung blieben höhere Rabatte aber zunächst nur ein Versprechen, welches schwer zu überprüfen sei.
„Die Aufgabe von Transparenz ohne die Möglichkeit ergänzender Steuerungsmaßnahmen erscheint bei den Herausforderungen, eine nachhaltige und leistungsfähige Arzneimittelversorgung dauerhaft sicherzustellen, kontraproduktiv“, sagte Sturm.
Nach der Analyse der Universität Bielefeld und des Beratungsunternehmens Vandage wäre die erhoffte Entlastung der Krankenkassenfinanzen durch zusätzlich gewährte Rabatte der pharmazeutischen Industrie mit großer Unsicherheit verbunden.
Sicher hingegen sei, dass die neue Regelung sehr komplex in der Umsetzung wäre, zu mehr Bürokratie und mehr Intransparenz führen und bestehende Regulierungsmaßnahmen zur Begrenzung der Arzneimittelausgaben wirkungslos machen würde.
„Vertrauliche Erstattungsbeträge stellen im Kern ein Konjunkturprogramm für Apotheken und Großhandel in Form höherer Honorare dar“, heißt es im Fazit des Reports.
Ärztinnen und Ärzte hätten keinerlei Einsicht in die Wirtschaftlichkeit ihrer Verordnungen bei der Entscheidung zwischen mehreren therapeutisch gleichwertigen Produkten. Ein Vorteil für die Versicherten oder eine Verbesserung für deren Versorgung sei „weder ableitbar noch nachweisbar, allenfalls erhofft“, so das Fazit der Kasse.
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