Ärzteschaft

Appell: Ärzte sollen Forderungen gegen Fehlernährung unterschreiben

  • Montag, 24. Juli 2017
/Alexander Raths, stock.adobe.com

Berlin – Ärztinnen und Ärzte sind aufgerufen, einen offenen Brief an die Bundesregierung sowie an die Parteivorsitzenden für die Prävention nicht übertragbarer chronischer Krankheiten zu unterzeichnen. In dem Appell fordern der Berufsverband der Kinder- und Jugend­ärzte (BVKJ), die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) und die Verbraucherorgani­sation foodwatch die politischen Entscheidungsträger dazu auf, fünf Maßnahmen umzusetzen: Dazu gehören eine verständliche Lebensmittelkennzeichnung in Form einer Nährwert-Ampel, verbindliche Standards für die Schul- und Kitaverpflegung sowie Beschränkungen der an Kinder gerichteten Lebensmittelwerbung. Zudem sollen steuerliche Anreize für die Lebens­mittelindustrie geschaffen und gesündere Rezepturen entwickelt werden.

Die Weltgesundheitsorganisation und internationale Fachgesellschaften hätten schon lange erkannt, dass sich die wirtschaftlichen und gesellschaft­lichen Rahmenbedingungen ändern müssten, um Fehlernährung zu bekämp­fen, erklärten die Organisa­tionen.

In Sachen Prävention sei Deutschland noch immer ein Entwicklungsland, betonte Thomas Fischbach, Präsident des BVKJ. „Während zahlreiche andere Staaten in Europa im Kampf gegen Fehlernährung bei Kindern und Jugendlichen die Lebens­mittelwirtschaft in die Pflicht nehmen, setzt die Bundesregierung weiterhin auf freiwillige Vereinbarungen mit der Industrie und auf Programme für Ernährungsbildung. Das ist ein Skandal“, sagte Fischbach. Es sei dringend an der Zeit, dass die Politik die Kindergesundheit besser schütze.

Ärzte sollen Politiker mit ihrer Unterschrift überzeugen

Den Appell zur Unterschrift richten die Organisationen gezielt an Ärztinnen und Ärzte. Denn die Erfahrungen aus anderen Ländern hätten gezeigt, dass eine aktive medizinische Community entscheidend sei, um die politischen Entscheidungsträger zu überzeugen, sagte der Präsident der DDG, Dirk Müller-Wieland.

Freiwillige Vereinbarungen mit der Lebensmittelindustrie seien ein Irrweg, sind die Organisationen sicher. Das zeigten die bislang wirkungslose Selbstverpflichtung von Herstellern, die an Kinder gerichtete Werbung einzuschränken sowie das Verhalten von Wirtschaftsakteuren in der Plattform für Ernährung und Bewegung. Der zu erwartende Effekt der von der Bundesregierung geplanten und auf Freiwilligkeit basierenden Strategie zur Reduktion von Zucker, Fett und Salz in Lebensmitteln sei deshalb gering.

„Die gesunde Wahl muss die einfache Wahl für uns Verbraucher werden“, forderte Oliver Huizinga, Leiter Recherche & Kampagnen von foodwatch und verweist auf die vier Forderungen, die der offene Brief an Bundesregierung und Parteivorsitzende stellt.

gie/EB

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