Fundusfotografie per Smartphone macht Augenerkrankungen sichtbar

Berlin – Mit einer Smartphonekamera und speziellen Adaptern lassen sich Anzeichen eines Glaukoms oder einer diabetischen Retinopathie erkennen. Insbesondere in Entwicklungsländern, aber auch hierzulande in Altenheimen oder bei bettlägerigen Intensivpatienten, könnte diese Technik neue Chancen zur Früherkennung von Augenerkrankungen eröffnen, sagte Maximilian Wintergerst von der Augenklinik am Universitätsklinikum Bonn bei einer Pressekonferenz im Vorfeld der 117. Kongresses der DOG in Berlin.
Viele schwerwiegende Augenerkrankungen, die zur Erblindung führen können, sind – rechtzeitig erkannt – behandelbar. Aber in den meisten Entwicklungs- und Schwellenländern fehle die flächendeckende augenärztliche Versorgung, die für eine frühzeitige Diagnose erforderlich wäre, so Wintergerst. Hier kommt das mittlerweile weltweit verfügbare Smartphone ins Spiel.
„Mit speziellen Adaptern lässt sich mit der Smartphonekamera eine Augenhintergrunduntersuchung durchführen“, so Wintergerst. Im Vergleich zu konventionellen Kamerasystemen zur Augenhintergrunddiagnostik sei diese Technik weitaus mobiler, handlicher und wesentlich kostengünstiger. Gezeigt wurde bereits, dass die smartphonebasierte Fundusfotografie für die Erkennung einer diabetischen Retinopathie sowie Sehnervenschädigungen, wie sie beim Glaukom vorkommen, eingesetzt werden kann.
Die smartphonebasierte Fundusfotografie könne augenärztlichem Hilfspersonal beigebracht werden, sodass dieses die Patientenuntersuchungen selbstständig durchführen könne. In einem Kooperationsprojekt mit dem Sankara Eye Hospital im südindischen Bangalore hat Wintergerst dies bereits erfolgreich erprobt.
Die vom augenärztlichen Hilfspersonal mittels smartphonebasierter Fundusfotografie aufgenommenen Bilder werden per Internet an ein Krankenhaus übertragen und dort von Augenärzten am Computer beurteilt. Anschließend erfolgt eine Rückmeldung, ob der Patient eine Behandlung benötigt.
„Die Untersuchung per Smartphone ist kein Ersatz für den Augenarzt, aber eine Möglichkeit, die Patienten zu identifizieren, die einer ärztlichen Behandlung zugeführt werden sollten“, betonte Wintergerst.
Für Deutschland sieht der Bonner Arzt Anwendungsbereiche vor allem zu Dokumentationszwecken, etwa bei Intensivpatienten, die nicht mit den normalen Geräten untersucht werden können. „Die besseren Adapter können durchaus mit den schlechteren konventionellen Geräten mithalten“, so Wintergersts Fazit.
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