Hausärzteverband Hessen fordert von neuer Landesregierung Fokus auf die hausärztliche Versorgung

Frankfurt am Main – Die hessische CDU und die SPD wollen ihren Koalitionsvertrag nach Möglichkeit noch vor Weihnachten unterzeichnen. Die Delegiertenversammlung des Hausärzteverbandes Hessen (HÄVH) hat die kommende Landesregierung jetzt in einer Resolution aufgefordert, schnellstmöglich besonderes Augenmerk auf die hausärztliche Versorgung zu richten.
„Die erheblichen Probleme für die niedergelassene Ärzteschaft haben sich in den vergangenen Jahrzehnten durch gesundheitspolitische Fehlentscheidungen und durch die falsche Verteilung verfügbarer Ressourcen entwickelt“, sagt Christian Sommerbrodt, erster Vorsitzender des HÄVH.
In der Resolution formulieren die Delegierten sechs übergeordnete Forderungen: Zunächst sei wichtig, die Arbeitsbedingungen für die hausärztlichen Praxen zu verbessern. „Dabei muss eine Befreiung von überflüssiger Bürokratie, eine nach ärztlicher Einschätzung sinnvolle (und funktionierende) Digitalisierung sowie eine angemessene Vergütung ärztlicher Leistungen (Entbudgetierung ärztlicher Leistungen) im Vordergrund stehen“, heißt es in der Resolution. Medikamenten- und Heilmittelregresse sollten entfallen.
Die Delegierten fordern außerdem mehr Medizinstudienplätze und in diesem Zuge eine Erweiterung der Hausarztquote.
Wichtig sei außerdem – drittens – die neue Approbationsordnung rasch umzusetzen. „Dabei soll unter anderem das Wahlquartal im Praktischen Jahr in der hausärztlichen Versorgung, insbesondere in der Allgemeinmedizin, oder im öffentlichen Gesundheitswesen stattfinden“, erinnern die Delegierten.
Sie fordern außerdem, statt Gesundheitskiosken kooperative Versorgungsmodelle zu fördern. Konkret schlagen sie dazu „Hausärztliche Primärversorgungszentren – Patientenversorgung Interprofessionell“, kurz HÄPPI vor.
Dabei handelt es sich um ein Versorgungskonzept, dass der Landesverband Baden-Württemberg des Hausärztinnen- und Hausärzteverband zusammen mit der Universität Heidelberg entwickelt hat. In einer HÄPPI-Praxis trägt die Hausärztin oder der Hausarzt weiterhin die Verantwortung und bleibt damit Kopf der Versorgung. Neu ist, dass die Mitarbeitenden je nach Fachkenntnis und unter Aufsicht der Hausärztinnen und Hausärzte stärker in die Versorgung der Patientinnen und Patienten einbezogen werden.
Wichtig sei fünftens, Finanzinvestoren in der Gesundheitsversorgung zu stoppen, und sechstens, die Notfallversorgung grundlegend zu reformieren. „Die Notaufnahmen der Krankenhäuser werden zunehmend mit Bagatellfällen geflutet. Und das, obwohl tagsüber die Praxen geöffnet haben und nachts der ärztliche Bereitschaftsdienst zur Verfügung steht“, kritisieren die HÄVH-Delegierten.
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