Honorarverhandlungen starten am Mittwoch

Berlin – Am kommenden Mittwoch beginnen die Finanzierungsverhandlungen über die Honorare für die ambulante ärztliche und psychotherapeutische Versorgung für das Jahr 2024. Für den Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, ist klar: Die Krankenkassen müssen diesmal eine Schippe draufpacken.
„Die hohe Inflation und die stark gestiegenen Kosten vor allem beim Personal machen den Praxen zu schaffen“, begründete Gassen in den KBV-Praxisnachrichten. Die Ärzte und Psychotherapeuten hätten weder für das vorige Jahr noch für dieses Jahr einen Inflationsausgleich erhalten, fuhr er fort.
Er mahnte, durch die jahrelange Unterfinanzierung und Budgetierung treffe dies den ambulanten Bereich besonders hart. Bei den Finanzierungsverhandlungen für das laufende Jahr hatte die KBV verlangt, dass die hohe Inflation berücksichtigt wird. Dies fand im Erweiterten Bewertungsausschuss aber keine Mehrheit.
„Das war falsch und muss in diesem Jahr korrigiert werden“, sagte Gassen jetzt. Die inflationsbedingten Mehrbelastungen, die die Praxen momentan zu tragen hätten, erschütterten ihre wirtschaftliche Situation, ohne dass sie die Möglichkeit zum Gegensteuern hätten. Der Orientierungswert (OW) ist zu Jahresbeginn um 2,0 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Die Inflationsrate lag im ersten Quartal bei 8,3 Prozent.
Gassen wies darauf hin, dass die Niedergelassenen infolge der hohen Preissteigerungen reale Einkommensverluste hinnehmen müssten, während die Gehälter in den Krankenhäusern steigen. „Wir steuern auf ein riesiges Versorgungsproblem zu, wenn der ambulante Bereich kaputtgespart und für den Ärztenachwuchs zunehmend unattraktiver wird“, warnte er. Schon jetzt fänden viele Ärztinnen und Ärzte für ihre Praxen keine Nachfolger.
Das gleiche Problem zeichnet sich Gassen zufolge bei qualifiziertem nicht ärztlichem Personal ab, wo es bereits einen akuten Mangel gibt. Praxisinhaber könnten ihre Mitarbeitenden zunehmend nicht mehr adäquat bezahlen, sodass immer mehr von ihnen durch Kliniken abgeworben würden. Ohne Personal müssten viele Praxen ihren Leistungsumfang kürzen oder gar dichtmachen.
Gassen rief nach finanzieller Unterstützung durch die Krankenkassen, um die Attraktivität des Berufsbildes zu erhalten und Abwanderungen aus dem ambulanten Sektor abzuwenden.
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