Ausland

Israel kündigt Ausweitung humanitärer Hilfe für Gazastreifen an

  • Montag, 30. Oktober 2023
/picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Hatem Ali
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Tel Aviv/Gaza – Israel will die Lieferung humanitärer Hilfsgüter in den Gazastreifen nach eigenen Angaben erleichtern. Elad Goren von der zuständigen Cogat-Behörde sagte gestern, Hilfslieferungen sollten in den kommenden Wochen „dramatisch erhöht“ werden. Dies geschehe auf Bitten der USA.

Es sei ein neuer gemeinsamer Mechanismus mit USA, Ägypten und den Vereinten Nationen eingerichtet worden. Hilfslieferungen für Gaza sollten demnach zunächst am Nitzana-Übergang von Israel nach Ägypten geprüft werden. Man habe große Sorgen, dass in den Lastwagen auch Waffen in den Gazastreifen geschafft werden könnten, sagte Goren.

Nach der Kontrolle sollten die Hilfslieferungen über den Rafah-Grenzübergang von Ägypten in den Gazastrei­fen gebracht und dort den Vereinten Nationen übergeben werden. Diese Lieferungen seien nur für den süd­li­chen Abschnitt des Gazastreifens bestimmt. Goren sprach von einer „humanitären Zone“ im Bereich von Chan Junis.

Israels Armee hatte die Einwohner des nördlichen Abschnitts dazu aufgerufen, sich im Süden in Sicherheit zu bringen, um im Norden die Einrichtungen der islamistischen Hamas bekämpfen zu können. Doch auch im Süden kommt es zu israelischen Luftangriffen.

Goren sagte, die Wasserversorgung im Gazastreifen sei „nicht auf dem normalen Level“, aber ausreichend für humanitäre Bedürfnisse. 90 Prozent des Trinkwassers im Gazastreifen stamme aus dem Palästinensergebiet selbst.

Auch vor dem Massaker durch Hamas-Terroristen am 7. Oktober sei nur zehn Prozent des Wassers von Israel geliefert worden. Bei dem Angriff habe Hamas vor drei Wochen eine der Wasserleitungen zerstört. Über zwei verbliebene Leitungen seien am vergangenen Samstag rund 28,5 Millionen Liter Wasser in den Gazastreifen geliefert worden. Nach israelischen Erkenntnissen gebe es keinen Mangel an Lebensmitteln in dem Küsten­streifen.

Die Hamas kontrolliere das Gesundheitsministerium in Gaza und bestimme auch die Verteilung von Medika­menten, sagte Goren. Dies gelte auch für die Verteilung von Treibstoff. Die Hamas nutze Krankenhäuser auch als Kommandozentralen und versorge die Kliniken daher mit Treibstoff.

Die Hamsas verfüge über Treibstofftanks im ganzen Gazastreifen. Jedes Krankenhaus habe außerdem ein eige­nes System zur Versorgung mit Solarenergie. Neun von zehn Stromleitungen von Israel in den Gazastreifen seien während des Hamas-Angriffs am 7. Oktober zerstört worden.

Die radikalislamische Hamas nutzt nach Angaben des israelischen Militärs die Krankenhäuser bewusst als Basen. So werde derzeit Strom, Benzin, Sauerstoff und Wasser in das Schifa-Krankenhaus umgeleitet, wie die israelischen Streitkräfte (IDF) auf X, ehemals Twitter, mitteilten.

Unter der größten Klinik im Gazastreifen soll sich nach Angaben des israelischen Geheimdienstes die Kom­man­dozentrale der Hamas befinden. Das Militär beruft sich dabei auf ein Gespräch zwischen einem israeli­schen Offizier und einem mutmaßlichen leitenden Mitarbeiter der Energiebehörde in Gaza.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch verurteilte die Nutzung von Krankenhäusern zu militä­ri­schen Zwecken durch die Hamas. Wenn Israels Berichte zuträfen, handele es sich dabei um „eine Verletzung des Kriegsrechts“, erklärte die Organisation. Gleichzeitig mahnte sie den unbedingten Schutz von Gesund­heitseinrichtungen und medizinischem Personal vor Angriffen an.

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef warnte unterdessen vor der Ausbreitung von Krankheiten im Gazastreifen. „Ohne Zugang zu ausreichendem und sauberem Wasser steigt die Gefahr von Krankheitsausbrüchen“, sagte Unicef-Sprecherin Christine Kahmann dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Partnerorganisationen hätten bereits von Fällen von Haut- und Durchfallerkrankungen berichtet, „die auf die schlechten sanitären Bedingungen und den Konsum von schmutzigem Wasser zurückzuführen sind“. Zudem bestehe für Kinder und insbesondere für schwangere Frauen die Gefahr, „dass sie mangelernährt werden“.

Terroristen der im Gazastreifen herrschenden Hamas hatten am 7. Oktober in Israel ein Massaker angerichtet. Israel hat seitdem mehr als 1.400 Tote zu beklagen. Mehr als 230 Menschen wurden verschleppt.

dpa/kna/afp

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