Verletzte aus dem Gazastreifen kommen zur Behandlung nach Ägypten

Kairo/Gaza – Erstmals seit Beginn des Gazakriegs am 7. Oktober haben palästinensische Verletzte die Grenze nach Ägypten zur Behandlung in dortigen Krankenhäusern überquert. Erste Krankenwagen verließen heute den Grenzübergang Rafah und brachten Patienten zum Krankenhaus im Ort Al-Arisch, wie auf Bildern des staatsnahen Fernsehsenders Al-Kahira News zu sehen war.
Der Ägyptische Rote Halbmond bestätigte die Ankunft von zunächst drei Patienten in Al-Arisch. Laut einer Mitteilung der Grenzbehörde in Gaza sollten heute 81 Schwerverletzte die Grenze überqueren.
Für den Transfer brachten Krankenwagen des Gesundheitsministeriums im Gazastreifen, das von der dort herrschenden Hamas kontrolliert wird, die Patienten zum Grenzübergang. Im Transitbereich wurden Formalien für die Ausreise erledigt und die Patienten dann an ägyptische Sanitäter übergeben.
Ägyptische Krankenwagen fuhren nicht selbst in den Gazastreifen ein. Laut dem Generalsekretär des Ägyptischen Roten Halbmonds im Nord-Sinai, Raed Abdel Nasser, standen heute 40 ägyptische Krankenwagen bereit.
Seit Beginn des Gazakriegs war bisher keine Behandlung von Verletzten in Ägypten möglich. Die Öffnung des Übergangs Rafah und wer ihn passieren darf, wird streng reguliert. Der Übergang wurde bisher vor allem zur Lieferung von Hilfsgütern genutzt.
Ägypten hat zur Behandlung palästinensischer Verwundeter bereits ein Feldlazarett errichten lassen. Es liegt hinter einem staatlichen Krankenhaus im Ort Scheich Suwaid, etwa 15 Kilometer vom Übergang Rafah entfernt. Laut Berichten verfügt es über mindestens 300 Betten.
Al-Kaira News berichtete, Ägypten sei zum Empfang von etwa 80 Verwundeten bereit, die Scheich Suwaid sowie in Al-Arisch behandelt werden sollen. Abdel Nasser vom Ägyptischen Roten Halbmond sagte, auch Transfers in andere Spezialkrankenhäuser seien möglich, darunter in Kairo.
Ärzte ohne Grenzen (MSF) bestätige heute den Ausfall eines weiteren Krankenhauses in Gaza. Das türkisch-palästinensische Freundschaftskrankenhaus, das einzige öffentliche Krankenhaus für Krebspatienten in Gaza, sei wegen Treibstoffmangels und Schäden durch einen Luftschlag zu Wochenbeginn außer Betrieb, erklärte die Hilfsorganisation laut israelischen Medienberichten.
Die israelischen Behörden verhinderten weiterhin die Einfuhr von Treibstoff nach Gaza, so Ärzte ohne Grenzen. Diese sei aber unerlässlich für die Stromversorgung von Krankenhäusern. Auch stünden Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen unter Beschuss.
Ärzte ohne Grenzen bekräftigte seine Forderung sicherzustellen, dass medizinische Einrichtungen, Personal und Patienten geschützt werden. Dies sei eine Verpflichtung nach dem humanitären Völkerrecht. Auch müssten Wasser, Lebensmittel, Treibstoff, medizinische Versorgung und angemessene humanitäre Hilfe dringend in den Gazastreifen gelassen werden.
Die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Hamas hatte am 7. Oktober bei einem beispiellosen Großangriff auf Israel nach israelischen Angaben mindestens 1.400 Menschen getötet, überwiegend Zivilisten, und mindestens 240 Menschen in den Gazastreifen verschleppt.
Als Reaktion auf den Hamas-Angriff hat Israel den Gazastreifen unter Dauerbeschuss genommen. Durch die israelischen Bombardierungen wurden nach nicht unabhängig überprüfbaren Angaben der Hamas seit dem 7. Oktober mehr als 8.500 Palästinenser getötet.
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