Politik

Koalition soll Änderungen beim Krankengeld forcieren

  • Dienstag, 14. November 2017
/Fr@nk, stock.adobe.com
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Berlin – Angesichts der laufenden Sondierungsverhandlungen zur künftigen Regierungspolitik hat die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) die vier Parteien ermahnt, sich die Fehlentwicklungen im Gesundheitswesen genau anzusehen und Konsequenzen für ihre künftige Politik daraus zu ziehen.

Nach der Auswertung von Beratungsdokumentationen macht die UPD besonders auf zwei Probleme aufmerksam: „Zum einen sollte der Gesetzgeber die Krankengeldfalle aufgrund nicht nahtlos erbrachter Krankschreibungen entschärfen. Denn die Krankengeldfalle stürzt noch immer Tausende Menschen in Deutschland in existenzielle Krisen“, erklärte Thorben Krumwiede, Geschäftsführer der UPD in einer Mitteilung. Am heutigen Dienstag sollen erneut die Themen Gesundheit, Pflege und Arbeit von den Unterhändlern sondiert werden.

Traumatisierende Regelung

Krumwiede sieht das Thema Krankengeld als eins der wichtigsten Themen bei einer patientenorientierteren Gestaltung des Gesundheitswesens an. Der Gesetzgeber sei gefordert, „weil der plötzliche Entzug des Krankengeldes aufgrund der derzeit problematischen Ausgestaltung von den Betroffenen regelmäßig als traumatisierend erlebt wird“, so Krumwiede weiter. Damit werde das Vertrauen in ein solidarisches Gesundheitssystem „unterhöhlt“, sagte der UPD-Geschäftsführer.

In einem zweiten Schritt plädiert die UPD dafür im gleichen Zug den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) „patientenorientierter“ zu gestalten. Die Forderungen fußen unter anderem auf den Ergebnissen der UPD aus dem Monitor Patientenberatung 2016. Basis waren rund 94.000 Beratungen. „Insbesondere die – aus gesundheitspolitischer Sicht grundsätzlich gebotene Kontrollfunktion bei Krankschreibungen – wird in der derzeitigen Praxis des MDK und teils verschärft durch wenig sensibles sogenanntes Fallmanagement der Krankenkassen, regelmäßig als wenig patientenorientiert erlebt“, erläuterte Krumwiede.

„Obwohl die Politik bereits in den vergangenen Jahren auch als Reaktion auf Hinweise der Patientenberatung versucht hat, durch das Erfordernis einer Lückenlosigkeit anstelle der Überlappung dokumentierter Arbeitsunfähigkeit als Voraussetzung für den Bezug von Krankengeld die Krankengeldfalle zu entschärfen, kann bei diesem Thema leider keine Entwarnung gegeben werden“, erklärte auch Heike Morris, juristische Leiterin der UPD.

„In einem System, in dem nach unseren Erfahrungen nicht einmal Ärzte wissen, welche drastischen Rechtsfolgen mit einem nicht lückenlos erbrachten Nachweis der Arbeitsunfähigkeit für die Versicherten verbunden sind, wird für den Einzelnen aus einem formalen Versäumnis schnell eine existenzbedrohende Falle“, so Morris weiter.

Aus ihrer Erfahrung heraus spiele dabei auch der MDK eine entscheidende Rolle und sei „in der derzeitigen Ausgestaltung immer wieder ein Anlass für Probleme.“ Dabei werde die häufig vorgenommene Begutachtung des Gesundheitszustandes des Versicherten nach Aktenlage mit anschließender Gesundschreibung über den Patienten hinweg von den Versicherten als wenig patientenorientiert erlebt, heißt es in der Mitteilung. Sie appelliert, dass „das Instrument einer Begutachtung nach Aktenlage nur mit besonderem Augenmaß und einer respektvollen Kommunikation mit den Versicherten zum Einsatz kommen.“

bee

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