Politik

Koalitionspolitiker uneinig über Erstattung homöopathischer Mittel

  • Freitag, 12. Juli 2019
Globuli in Fläschchen. / froto, AdobeStock.com
Homöopathische Arznei­stoffe sollen durch Ver­rei­bung oder Ver­schüt­te­lung ei­ne „ener­ge­tische Um­wandlung“ er­fahren. Meist sind sie ex­trem niedrig dosiert, so dass der Wirkstoff nicht mehr nachweisbar ist. / froto, AdobeStock.com

Berlin – Die große Koalition diskutiert kontrovers über die Erstattung homöopathischer Mittel durch die Krankenkassen. Denn deren medizinische Wirkung ist umstritten. Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Bundestag, Erwin Rüddel (CDU), und die SPD-Gesundheitsexpertin Sabine Dittmar brachten jetzt ein Ende der bislang mög­lichen Kostenübernahme ins Gespräch. Die Unionsgesundheitsexpertin Karin Maag (CDU) wandte sich dagegen.

Rüddel sagte den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND), es sei „schwer vermittelbar“, dass Kosten für Homöopathie teilweise übernommen würden, während an anderer Stelle gespart werden müsse. „Deswegen kann ich mir durchaus ein Ende der Erstattungsfähigkeit vorstellen.“

Dittmar sagte den RND-Zeitungen, sie könne die kürzlich in Frankreich getroffene Ent­scheidung, die Kostenübernahme zu beenden, „absolut nachvollziehen“. „Die Wirk­sam­keit homöopathischer Mittel ist nicht nachgewiesen.“ Sie sehe es deshalb „kritisch, dass Krankenkassen und damit die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler diese Mittel finanzieren“. Es sei aber wichtig, zwischen Naturheilkunde und Homöopathie zu unterscheiden.

CDU-Politikerin Maag für Beibehaltung der Kostenerstattung

Maag verwies im Deutschlandfunk darauf, dass die Kassen die Erstattung als Zusatz­leistung übernehmen könnten. „Auf freiwilliger Basis halte ich das für sehr verträglich.“ Es gelte das Kassenwahlrecht. Wer Homöopathie ablehne, solle eine Kasse wählen, die die Erstattungsfähigkeit nicht in Anspruch nehme. Laut dem Bundesverband Patienten für Homöopathie erstattet rund zwei von drei Krankenkassen die Kosten.

Hingegen sagte die FDP-Gesundheitspolitikerin Christine Aschenberg-Dugnus den RND-Zeitungen, jeder, der Homöopathie befürworte, solle sie auch weiter erwerben können – „auf Selbstzahlerbasis.“

Der Linken-Politiker Harald Weinberg bezeichnete die Debatte als überzogen. Die Kosten für Homöopathie für die Krankenkassen seien extrem niedrig. Es gebe wichti­gere Probleme im Gesundheitswesen, beispielsweise den Pflegenotstand in Kranken­häusern, der zu Komplikationen und vermeidbaren Todesfällen führe.

Die französische Regierung hatte vor wenigen Tagen beschlossen, dass homöopathi­sche Arzneimittel ab 2021 nicht mehr von der gesetzlichen Krankenversicherung erstattet werden sollen. Grund sind massive Zweifel an der Wirksamkeit.

Gestern hatte sich der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, bereits für ein Ende der Finanzierung solcher Leistungen durch die Kranken­kassen in Deutschland ausgesprochen. Der AOK-Bundesverband forderte Klarheit vom deutschen Gesetzgeber.

Homöopathische Ärzte fordern volle Erstattung

Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte wehrte sich gegen ein Aus der Kostenerstattung. „Ein Verbot der Erstattung homöopathischer Leistungen wäre ein Schritt hin zu einer ,Monokultur' in der Medizin“, erklärte die Vorsitzende Michaela Geiger. „Wir wünschen uns eine Versorgung nach dem Vorbild des Schweizer Modells.“

Dort würden Leistungen der Homöopathie, Naturheilkunde und weiterer Therapie­me­thoden seit 2017 von der Grundversicherung voll erstattet. In diesem Zusammenhang sei die Wirksamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit anders als in Frankreich geprüft worden.

afp/gie

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