KV Schleswig-Holstein will Anhebung des Orientierungswertes
Bad Segeberg – Eine deutliche Anhebung des Orientierungswertes fordert die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH). Ansonsten drohe eine schleichende Aushöhlung der ambulanten Patientenversorgung.
„Es muss Schluss sein mit den ritualisierten Nullrundenforderungen der Krankenkassen“, betonte Ralph Ennenbach, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KVSH. Hohe Energie- und Personalkosten sowie eine Inflationsrate von derzeit sechs Prozent ließen die Ausgaben der Praxen massiv in die Höhe schnellen. Die ambulante Versorgung könne unter diesen Umständen in der bisherigen Form kaum noch sichergestellt werden.
Für 2024 und die Jahre danach müsse die Inflation bei den Praxiskosten daher vollständig ausgeglichen und die kalkulatorische Lohnkomponente für das Personal deutlich erhöht werden. „Damit könnten gezielt Anreize gesetzt werden, um den ärztlichen Nachwuchs für die Niederlassung zu motivieren.“ Noch verlässlicher wären aus Sicht der KVSH mehrjährig nennenswerte Honoraranhebungen, ähnlich wie bei Tarifabschlüssen.
„Die Niedergelassenen hätten damit Kalkulationssicherheit und mehr Wettbewerbsfähigkeit bei der Gewinnung von Personal jeder Art“, so Ennenbach. Letztendlich lasse sich die ambulante Patientenversorgung allerdings nur dadurch sichern, indem das Budget für ärztliche und psychotherapeutische Leistungen abgeschafft werde.
Viele Ärzte und Psychotherapeuten könnten ihre Praxen unter den aktuellen Bedingungen nicht länger kostendeckend führen. Das werde dazu führen, dass Ältere früher als geplant ihre Praxis schließen und Jüngere nicht mehr bereit sind, sich niederzulassen, warnte Ennenbach. Vor allem auf dem Land werde sich die ohnehin schon angespannte Versorgungslage weiter verschärfen.
Sollten die Krankenkassen auch bei der nächsten Verhandlungsrunde nicht bereit sein, Verantwortung für ihre Versicherten zu übernehmen und ausreichend Geld für die ambulante Versorgung zur Verfügung zu stellen, stünden schwierige Entscheidungen der Praxen bevor. Dann sei letztlich zu überlegen, wie das Leistungsangebot für die Versicherten dem finanziellen Rahmen angepasst und damit reduziert werden könne.
„Das Geld ist knapp, aber längst nicht so knapp, wie es die Krankenkassen gebetsmühlenartig behaupten“, unterstrich Ennenbach. Die in den vergangenen Jahren vom GKV-Schätzerkreis prognostizierten und politisch instrumentalisierten Hiobsbotschaften stellten sich im Nachhinein wiederholt als falsch heraus. „Die finanziellen Rahmenbedingungen waren dann doch immer besser als gedacht, für die Stärkung der ambulanten Versorgung wäre durchaus Geld vorhanden gewesen“, so Ennenbach.
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