Landesärztekammer Bayern warnt vor Diskrepanz zwischen Behandlungsbedarf und -kapazitäten
München – In Bayern ist die Zahl der Ärzte so hoch wie noch nie. Das zeigt die Statistik der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK). Demnach waren zum Stichtag 1. Oktober genau 82.774 Ärzte in Bayern gemeldet. Ein neuer Höchststand, so die Kammer.
„Der zunehmende Trend zur ärztlichen Tätigkeit in Anstellung und in Teilzeit, zu größeren Kooperationen oder Netzen, verbunden mit dem demografischen Wandel und dem technologischen Fortschritt, verändern die Versorgungslandschaft und damit die Patientenversorgung“, sagte BLÄK-Präsident Max Kaplan vor dem 76. Bayerischen Ärztetag in Rosenheim. „Prima vista“ sehe es gut aus: Um 2,2 Prozent hat sich die Zahl der bei der BLÄK gemeldeten Ärzte im vergangenen Berichtsjahr erhöht. Das sind genau 1.757 Ärzte mehr als noch im Vorjahr.
„Wer nur die leicht steigenden Arztzahlen in Bayern betrachtet, verschließt die Augen vor der Realität“, warnte Kaplan jedoch. Tatsächlich wachse die Diskrepanz zwischen Behandlungsbedarf und -kapazitäten immer weiter. „Schon heute klaffen bei der ärztlichen Versorgung in vielen Regionen und Fachgebieten Lücken; nicht nur bei den Hausärzten auf dem Land“, verwies der Kammerpräsident. So fehle es etwa an Kinderärzten in einigen Stadtteilen der Metropolregionen München oder Nürnberg, aber auch an weiteren Fachärzten.
„Der demografische Wandel ist nicht allein ein Thema auf Patientenseite, altert doch auch die Ärzteschaft in Bayern mit“, mahnte Kaplan. Ihm zufolge wird fast jeder vierte Niedergelassene und jeder dritte Hausarzt vermutlich in den kommenden fünf Jahren seine Praxis zusperren. Die Zahl der unter 35-jährigen berufstätigen Ärzte sei zwar 2016/17 erstmals wieder leicht gestiegen – allerdings gerade einmal um 210 Ärzte (plus 1,9 Prozent). Gleichzeitig verzeichnete die Altersgruppe 60-plus aber einen größeren Zuwachs: Hier waren 542 Ärzte mehr tätig als im Vorjahr (plus 4,5 Prozent).
Die größte Steigerung gab es der BLÄK-Statistik zufolge bei den angestellten Ärzten im ambulanten Bereich mit einem Plus von 11,7 Prozent auf 6.340 Ärzte. Insgesamt hat sich die Zahl der angestellten Ärzte in den Praxen seit 2007 mehr als verdreifacht. Die Zahl der niedergelassenen Ärzte sank laut BLÄK hingegen erneut leicht; und zwar um 0,8 Prozent auf 20.510 (Vorjahr: 20.673).
Den Boom bei den angestellten Ärzten in Praxen gelte es genau zu beobachten, denn keinesfalls dürfe die Entwicklung dahin führen, dass freie Vertragsarztsitze von Krankenkassen oder Klinikkonzernen aufgekauft würden und die Ärzte dort angestellt tätig seien, erklärte Kaplan. „Vertragsarztsitze gehören in die Hand von uns Ärzten; das ist ganz entscheidend für unsere Versorgungslandschaft, für die Qualität der Patientenversorgung und unser Selbstverständnis“, unterstrich der Kammerpräsident.
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