Moskauer Generalstaatsanwalt erbittet Informationsübermittlung im Fall Nawalny

Berlin – Im Fall des mutmaßlich vergifteten russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny hat die russische Justiz offenbar ein Rechtshilfeersuchen an die deutschen Behörden gestellt.
Laut Welt am Sonntag bestätigte das Bundesjustizministerium (BMJV) den Eingang eines Antrags des russischen Generalstaatsanwalts, in dem dieser um die Übermittlung von Analysen und vorläufigen Diagnosen bat.
Nawalny war vor gut einer Woche mit Vergiftungssymptomen aus einer Klinik im sibirischen Omsk in die Berliner Charité verlegt worden. Er liegt dort auf der Intensivstation im künstlichen Koma.
Die Berliner Ärzte gehen von einer Vergiftung Nawalnys durch eine „Substanz aus der Wirkstoffgruppe der Cholinesterasehemmer“ aus. Nawalnys Umfeld vermutet, dass staatliche Stellen hinter dem mutmaßlichen Giftanschlag stecken könnten.
Der Kreml sieht dagegen keine Belege für eine Vergiftung des scharfen Kritikers von Präsident Wladimir Putin und hat den deutschen Ärzten „voreilige“ Schlussfolgerungen vorgeworfen. Am vergangenen Donnerstag hatte die russische Polizei routinemäßig Vorermittlungen eingeleitet.
Zur Wirkstoffgruppe der Cholinesterasehemmer gehören neben einigen Medikamenten und Insektiziden auch Nervengifte wie Nowitschok oder Sarin. Nowitschok war beim Anschlag auf den russischen Ex-Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter Julia 2018 im englischen Salisbury eingesetzt worden.
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