Ärzteschaft

ÖGD: Lage weiter angespannt, Zusatzaufgaben durch Geflüchtete

  • Mittwoch, 16. März 2022
/picture alliance, Marijan Murat
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Berlin – Die in der Pandemie stark belasteten Gesundheitsämter in Deutschland sehen sich angesichts der Ankunft von Flüchtlingen aus der Ukraine mit Zusatzaufgaben konfrontiert.

„Wir haben damit noch einmal eine zusätzliche Belastung. Wir sind zum Beispiel im Einsatz, um Geflüch­tete aus der Ukraine auf SARS-CoV-2 zu testen“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Johannes Nießen.

Er folgte im Verband auf Ute Teichert, die kürzlich ins Bundesgesundheitsministerium gewechselt war. Nießen ist Leiter des Gesundheitsamts Köln und Mitglied im Expertenrat der Bundesregierung.

Bei der Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften müssten Geflüchtete zudem mit Blut- und Röntgen­auf­­nahmen auf Tuberkulose untersucht werden, sagte Nießen. Angesichts der hohen Zahlen von Neuan­kömmlingen sei das in Städten wie Berlin eine Mammutaufgabe – und nicht zu vernachlässigen ange­sichts der rund elfmal höheren Tuberkuloseinzidenz in der Ukraine und der Ansteckungsgefahr in Mas­sen­unterkünften.

„Die Lage in den Gesundheitsämtern bleibt also weiter sehr angespannt“, sagte Nießen. „Wir haben stei­gende Infektionszahlen, der Omikron-Subtyp BA.2 setzt noch einmal einen drauf. Unser Fokus liegt auf den vulnerablen Gruppen – aber das heißt nicht, dass alle anderen Gruppen gar nicht mehr im Fokus sind.“

Es habe in der Pandemie zwar auch viel Unterstützung gegeben, von dem von Bund und Ländern geplan­ten Stellenaufwuchs um 5.000 Mitarbeiter sei aber erst ein Drittel angekommen. Aufgaben müssten ent­sprechend priorisiert werden.

Äußerungen, wonach bei den Angekommenen aus der Ukraine bis zu 30 Prozent positiv auf Corona ge­testet würden, hält Nießen für zu hoch gegriffen, wie er sagte. „Einzelne werden nach der Ankunft positiv getestet.“

Bei Ausbrüchen in Unterkünften könnten jedoch durchaus schnell derart hohe Anteile von Infizierten erreicht werden. „Wichtig ist auch vor diesem Hintergrund, dass an der Maskenpflicht festgehalten wird. Kleine Maßnahme, große Wirkung“, sagte Nießen auch mit Blick auf die für heute im Bundestag geplante erste Lesung zu Änderungen des Infektionsschutzgesetzes zu künftigen Schutzmaßnahmen vom 20. März an.

dpa

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