Personalkosten und Inflation sorgen für finanziellen Druck auf Arztpraxen

Berlin – Die Mehrkosten für das Praxispersonal und zuletzt auch die Inflation haben die Ausgaben für die Arztpraxen in Deutschland nach oben getrieben. Das zeigt das Praxis-Panel (ZiPP) des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi).
Demnach sind die Kosten für den Praxisbetrieb in den Jahren 2017 bis 2020 um durchschnittlich 13,2 Prozent gestiegen. Und das, obwohl die Inflation in diesem Zeitraum lediglich 3,7 Prozent betrug. Kostentreiber seien vor allem die Aufwendungen für das Personal gewesen, so das Institut.
Zwischen 2017 und 2020 stiegen diese Ausgaben um 18,9 Prozent. Der Anteil der Personalkosten an den Gesamtkosten des Praxisbetriebs liegt bei rund 56 Prozent. 2017 lagen die Ausgaben für den Praxisbetrieb bei rund 142.000 Euro pro Praxisinhaber. Der Anstieg der Betriebskosten bis 2020 betrug 18.900 Euro, die Personalkosten stiegen absolut um 14.400 Euro pro Praxisinhaber.
Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts beträgt die Inflationsrate für Juli 2022 7,5 Prozent. Nimmt man diesen Wert als Untergrenze für die Kostenentwicklung in Arztpraxen, ergeben sich für 2022 Kostensteigerungen in Höhe von 12.700 Euro je Praxisinhaber. Auf die Personalkosten entfallen dabei mindestens 7.100 Euro. Gegenüber 2017 wären die Personalkosten dann um mehr als 30 Prozent, die Gesamtkosten für den Praxisbetrieb um nahezu 27 Prozent gestiegen.
Das Zi mahnt an, dass die Kostenexplosion durch die gesetzlichen Krankenversicherung noch im laufenden Jahr gegenfinanziert wird. Die Datengrundlage aus zurückliegenden Jahren, die üblicherweise zur Berechnung der Vergütungsanpassung herangezogen wird, reiche alleine nicht aus, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried.
Er verwies auch auf den Fachkräftemangel in den Praxen. So gelte der Beruf der medizinischen Fachangestellten als Engpassberuf. Die Ausbildung finde in den Praxen statt, zunehmend böten aber Kliniken höhere Gehälter, um eigene Personalengpässe auszugleichen.
„Arztpraxen müssen aber ein attraktiver Arbeitgeber für medizinisches Fachpersonal bleiben, um die ambulante Versorgung auch zukünftig sicherstellen zu können“, sagte von Stillfried. Damit Terminengpässe nicht noch größer werden, müssten die Praxen in die Lage versetzt werden, steigende Personalkosten zu stemmen.
Derzeit verhandeln die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der GKV-Spitzenverband über die Honorare für das kommende Jahr. Krankenkassen und Ärzte liegen dabei weit auseinander. Die ersten beiden Verhandlungsrunden waren gescheitert.
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