Praxen in Nordrhein starten neue Protestaktion

Berlin – Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) will am morgigen Mittwoch mit einer erneuten Protestaktion vor einem befürchteten Praxenkollaps warnen. Anlass ist der sogenannte „Zero Pay Day“, also der Tag, ab dem die Praxen aufgrund der Budgetierung statistisch gesehen umsonst arbeiten.
Patientinnen und Patienten im KV-Bezirk Nordrhein könnten es morgen schwer haben, Termine zu vereinbaren. Unter dem Motto „Lauterbach steht auf der Leitung“ ruft die KV dazu auf, morgen weder ans Telefon zu gehen noch auf E-Mails oder andere elektronische Kontaktaufnahmen zu reagieren. Lediglich die Anrufbeantworter sollen normal laufen.
„Diese Praxen werden gleichwohl geöffnet bleiben, sodass die Patienten zwar keine Termine vereinbaren können, aber die Praxen aufsuchen können, falls ein Problem besteht“, erklärte der KVNO-Vorstandsvorsitzende Frank Bergmann heute.
Ziel der Aktion sei, der Öffentlichkeit zu demonstrieren, wie es sich anfühlt, wenn immer mehr Praxen schließen müssen. Wie viele Praxen sich an der Aktion beteiligen werden, könne die KV nicht sagen, erklärte Bergmann.
„Entweder die politischen Verantwortungsträger werden ihrem Namen gerecht und übernehmen endlich Verantwortung – oder die vertragsärztliche Versorgung in Deutschland wird künftig nicht mehr das leisten können, was man von ihr erwartet“, sagte er.
Dabei bezog er sich ausführlich auf die Krisensitzung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) im August und wiederholte deren Forderungen. Die Sitzung „war sicherlich ein Einschnitt, wie wir ihn vorher in der Selbstverwaltung noch nicht gesehen haben“.
Allein in Nordrhein seien aufgrund der Budgetierung von Anfang 2022 bis Anfang 2023 Honorare von knapp 350 Millionen Euro nicht ausgezahlt worden. Gerade in ländlichen Gebieten komme die ambulante vertragsärztliche Versorgung an ihre Grenzen.
Hinter dem morgigen Protest steht das Aktionsbündnis „Praxenkollaps – Nordrhein“, das sich im Oktober aus der Vertreterversammlung der KVNO heraus formiert hat. An ihm beteiligen sich insgesamt 36 ärztliche und psychotherapeutische Berufsverbände und Versorgergruppen aus Nordrhein.
Bisher hat das Bündnis 12 Aktionen umgesetzt, unter anderem vom 6. Bis 11. November unter dem Titel „Nix gebacken…“. Dabei verteilten teilnehmende Praxen Tüten mit angehängtem Infoflyer, insgesamt seien über 100.000 Brötchen an die Patienten verteilt worden. Weitere Aktionen seien geplant, betonte Bergmann.
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