Psychiater setzen bei Suizidbeihilfe auf Prävention

Berlin – Die Mehrheit der Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) hält Suizidbeihilfe nur unter bestimmten Umständen für legitim. Dies ist ein Ergebnis einer Mitgliederumfrage, die in der Zeitschrift Der Nervenarzt veröffentlicht wurde.
Die Fachgesellschaft fordert deshalb eine gesetzliche Regelung, die die Freiverantwortlichkeit einer Suizidentscheidung sicherstellt, zugleich aber auch die Suizidprävention stärkt. 2020 kamen bundesweit 9.206 Personen durch Suizid zu Tode, die meisten davon im Rahmen einer psychischen Erkrankung.
Insgesamt beteiligten sich 2.048 Befragte – und damit mehr als ein Fünftel der DGPPN-Mitglieder – an der Umfrage. Der überwiegende Teil von ihnen hält demnach die Beihilfe bei freiverantwortlichen Suiziden beispielsweise im Angesicht einer terminalen Erkrankung mit hohem Leidensdruck für legitim. Jeder fünfte Befragte findet allerdings, es gebe keinerlei Umstände, die eine Assistenz beim Suizid legitimierten.
Das Vorliegen einer psychischen Erkrankung schließt nach Einschätzung von drei Viertel der Befragten eine selbstbestimmte Entscheidung nicht per se aus. Allerdings kann, so die einhellige Meinung, die Freiverantwortlichkeit durch psychotische Symptome, depressive Symptome, kognitive Beeinträchtigungen und Suchterkrankungen deutlich eingeschränkt sein.
Es sei deshalb unbedingt notwendig, auch die Suizidprävention gesetzlich zu stärken, erklärte DGPPN-Präsident Thomas Pollmächer: „Und natürlich muss die sorgsame Begutachtung der Freiverantwortlichkeit ein zentraler Aspekt der gesetzlichen Regelung sein.“ Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie seien aufgrund ihrer Ausbildung und Erfahrung dafür gut qualifiziert.
Die Ergebnisse der Umfrage leisten einen wichtigen Beitrag zur Positionierung der psychiatrischen Fachgesellschaft. Sie sind in ein Eckpunktepapier eingeflossen, welches die DGPPN-Forderungen für eine Neuregelung der Suizidassistenz an die Politik skizziert.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: