Politik

Intensivere Auseinandersetzung mit Tod und Sterben gefordert

  • Freitag, 31. März 2023

Berlin – Die Gestaltung des Lebensendes wird in den kommenden Jahren eine wesentliche medizinische, ethische, juristische und politische Herausforderung bleiben. Davon ist die Deutsche Palliativstiftung über­zeugt, wie gestern Abend bei ihrer gemeinsamen Veranstaltung mit Transmit, Gesellschaft für Technologie­transfer, in der Landesvertretung Hessen in Berlin deutlich wurde.

Unabdingbar sei dafür eine intensive und breite Auseinandersetzung mit den Themen Tod und Sterben in der Gesellschaft. Zudem sei angesichts einer immer älter werdenden Bevölkerung und einer vom Statistischen Bundesamt prognostizierten deutlich erhöhten Zahl pflegebedürftiger Menschen in den kommenden Jahren ein Ausbau der palliativmedizinischen Angebote – gerade im ambulanten Bereich – erforderlich.

„Wir werden in den nächsten Jahren die Weichen stellen müssen, wie wir sterben wollen. Für diese Entschei­dung ist jedoch Aufklärung nötig“, sagte Thomas Sitte, Vorstandsvorsitzender der Deutschen PalliativStiftung.

Hospize und Palliativmedizin könnten Leben verlängern und die Lebensqualität verbessern, betonte er. Doch auch wenn die Palliativmedizin inzwischen bekannter sei, bestünden immer noch zu viele falsche Ängste. „Es muss mehr über das Sterben geredet werden“, forderte der Palliativmediziner.

Die Verabschiedung des Hospiz- und Palliativgesetzes im Jahr 2015 habe eine gute Basisstruktur geschaffen, sagte Kanzleramtsminister a.D. Helge Braun (CDU). Trotzdem sei die Sorge beim Blick in die Zukunft gerecht­fertigt. „Das Versorgungssystem ist bereits stark belastet“, sagte der Arzt und Politiker. „Wir brauchen jedoch eine bessere Finanzierung der Strukturen in der Hospiz- und Palliativmedizin.“

Gerade jetzt, angesichts der geführten Debatte über eine gesetzliche Neuregelung der Suizidbeihilfe, müssten die Menschen auf ein funktionierendes palliativmedizinisches Versorgungssystem bauen können. „Wir müssen den Menschen garantieren können, dass sie würdig sterben können“, betonte Braun.

Dazu müsse man in der Gesellschaft mehr über das Sterben und den Tod reden, forderte Kordula Schulz-Asche, Gesundheitspolitikerin von den Grünen. Künftig sollten nach ihrer Ansicht mehr lokale Strukturen geschaffen werden, durch die ältere und sterbende Menschen sowie deren Zugehörige gestärkt würden.

Viele benötigten im ambulanten Bereich Unterstützung durch Gesundheitspersonal. „Es besteht ein großer Handlungsbedarf“, sagte sie, „und zwar nicht nur auf Bundes-, sondern auch auf Länder- und Kommunalebene.“

Ein Sterbeortregister forderte Wolfgang George, Leiter des Transmitprojektbereichs für Versorgungs­forschung. Das von dem Medizinischen Psychologen initiierte Projekt „Sterben-Tod-Trauer-2045“ geht davon aus, dass auch in gut 20 Jahren als Orte des Sterbens weiterhin das Krankenhaus, Pflegeinrichtungen, Hospize und das häusliche Umfeld anzusehen sind.

Da mahnte er, dass immer noch ein echtes Verständnis der eigenen Endlichkeit in der Bevölkerung fehle und stattdessen eine vermeintliche Unsterblichkeit weitverbreitet sei. Angehörige müssten als Ehrenamtliche systematischer in die Versorgung Sterbender einbezogen werden.

ER

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung