KBV und DKG mahnen Fortschritte bei Akut- und Notfallversorgung an

Berlin – Mehr politischen Gestaltungswillen bei der Akut- und Notfallversorgung haben heute Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), und Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), eingefordert.
Dieser Versorgungsbereich stelle ein „drängendes Problem“ dar, so Gassen. Der Diskussionsbedarf sei nach der „fahrlässigen“ Beanstandung der Ersteinschätzungsrichtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) durch das Bundesgesundheitsministerium (BMG) größer denn je.
Gaß verwies auf widrige Rahmenbedingungen – und insbesondere die multiplen Effekte des demografischen Wandels – welche in Zukunft in eine „Situation der Knappheit“ münden würden. Dies gelte auch, aber nicht nur, für die Krankenhäuser.
Dies mache eine noch engere und ressourcenschonendere Zusammenarbeit zwischen ambulanten und stationären Sektor erforderlich. Bezüglich entsprechender pragmatischer Ansätze seien „größere Änderungen im Denken der Politik“ gefragt – bei den dazu bereits von DKG und KBV vorgelegten Ideen sehe er große Übereinstimmung.
Zudem müsse man beim Niveau der Gesundheitskompetenz „besser werden“, so der DKG-Chef. Es sei „wünschenswert“, dass dieses Thema vom BMG angegangen wird – auch die Stärkung der Prävention sollte aus seiner Sicht in der gesundheitspolitschen Agenda durchaus stärker gewichtet werden.
Grundsätzlich gelte es zu vermeiden, dass Patientinnen und Patienten „in Anlaufstellen landen, in die sie eigentlich nicht gehören“. Gaß sprach in diesem Zusammenhang von einer „Vorfilterung“, welche durch Steuerungsmöglichkeiten miteinander verknüpfter Leitstellen (112 und 116117) erreicht werden müsse.
Auf die Notwendigkeit einer deutlich stärkeren, und wenn nötig auch rigideren, Patientensteuerung wies auch KBV-Chef Gassen hin. Nötig seien „klare Leitplanken“ des Gesetzgebers, die derzeitige Perfomance der Politik sehe er aber kritisch.
Die Akteure im Gesundheitswesen hätten in vielen gemeinsamen Gesprächen zahlreiche Ideen entwickelt und vorgelegt – der gesetzliche Rahmen zur Umsetzung fehle aber. Dazu passe, dass die Politik derzeit auch beim Thema offene Kommunikation zum Ausmaß der Fehlinanspruchnahme von medizinischen Leistungen wegtauche.
Wolle man in der Akut- und Notfallversorgung nicht ewig einem „Pseudobedarf hinterherhecheln“, müsse man eine strukturierte Steuerung umsetzen und dafür gegebenenfalls auch „heilige Kühe schlachten“, so Gassen. Dies betreffe unter anderem das Ausmaß der Verbindlichkeit der Steuerungsinstrumente. Andernfalls blieben die Strukturen überlastet und zugleich nicht kosteneffizient.
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