Spahn lehnt gesondertes Digitalministerium ab

Berlin – Überlegungen und Diskussionen über ein Digitalministerium lehnt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ab. „Jedes Ministerium läge ständig im Clinch mit dem Digitalministerium“, sagte Spahn auf einem Treffen mit Start-up-Gründern auf Einladung des Branchenverbandes Bitcom heute in Berlin. Der Finanzminister würde beispielsweise alles rund um Finanztechnologien bei sich haben wollen. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) alles, was Regelungen zum Sozialgesetzbuch V angehe.
Seine Kabinetts- und Parteikollegin, die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU), hatte in einem Interview deutlich gemacht, dass es ein Digitalministerium bräuchte, das Kompetenzen bündeln könne sowie Personal und Budgethoheit über die digitalen Aktivitäten der Bundesregierung haben müsse. Sie zeigte sich überzeugt, dass es in der nächsten Legislaturperiode ein solches Ministerium geben müsse.
Spahn erklärte hingegen, sein Haus habe bereits mit der eigenen Abteilung fünf für Digitales gute Fortschritte bei der Umsetzung von Digitalisierungsprojekten gemacht. Auch habe es nach der Übernahme der 51-Prozent-Anteile an der Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte – gematik weitere Umstrukturierungen im Haus gegeben.
Mit Blick auf die Gesetzgebung seines Hauseserklärte der Minister erneut, dass in allen Gesetzen Regelungen zur Digitalisierung enthalten seien. Mit dem nun speziell vorgelegten Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) wolle man einzelnen Akteuren mehr Spielraum geben: So sollen Krankenkassen künftig auch in Start-ups investieren dürfen, wenn die jeweiligen Rücklagen dies zulassen.
„Wir müssen hier ein Rechtskonstrukt schaffen, dass das Versichertengeld später nicht weg ist. Gleichzeitig müssen die Krankenkassen Erfahrungen sammeln, was da draußen im Markt los ist“, so Spahn. Für das Gesetz werden derzeit die Stellungnahmen der betroffenen Verbände vorgelegt – laut Ministerium sollen es etwa 80 Stellungnahmen sein, die derzeit ausgewertet werden.
Am 17. Juni findet die nicht öffentliche Anhörung der Verbände zum Referentenentwurf im Bundesgesundheitsministerium statt.
Spahn forderte auch, dass an den Universitäten im Land ein besseres Umfeld für digitale Ideen geschaffen werden müsste. „Und diese Ideen dürfen das Land dann nicht immer wieder verlassen.“
Für die deutsche EU-Ratspräsidentschaft, die am 1. Juli 2020 beginnt, wolle die Bundesregierung die Digitalisierung aller Lebensbereiche als Hauptthema auf die Agenda setzen. Auf eine Diskussion, welches Land weit vorne wäre bei der Digitalisierung seines Systems, wollte sich Spahn aber nicht einlassen: „Viele Länder sind gut im Drucken von Broschüren, aber so viel weiter sind die auch noch nicht. Wir sind aber insgesamt maximal Mittelfeld. Das muss weiter nach vorne gehen.“
Zu den aktuellen Aktivitäten rund um den Start der elektronischen Patientenakte erklärte Spahn: „Die Akte ist am Anfang, wenn sie an den Start geht, noch nicht perfekt. Sonst müssten wir zehn Jahre warten. Was aber perfekt sein muss, ist der Datenschutz.“
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