Spahn sieht Gefahr von Missbrauch bei Freihaltepauschale

Berlin – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht die Gefahr von Missbrauch und Betrug bei der Freihaltepauschale, die Krankenhäuser für bereitgestellte Intensivbetten in der Coronapandemie bekommen.
Es gebe das Risiko, dass wegen der Entschädigungszahlungen vor allem in jenen Bereichen Kapazitäten zur Verfügung gestellt werden, die für die Krankenhäuser weniger lukrativ seien, sagte Spahn heute in Berlin. Wenn Betten regulär abgerechnet würden und zusätzlich die Freihaltepauschale beansprucht werde, handele es sich um Betrug, fügte Spahn hinzu.
Im Zuge der Pandemie war eine Verordnung beschlossen worden, derzufolge die Kliniken Betten freihalten müssen und dafür eine Entschädigung erhalten. Die ursprüngliche Pauschale von 560 Euro pro Tag wurde inzwischen ausdifferenziert und ist etwa in Universitätskliniken höher als in anderen Bereichen. Eine Kontrolle gebe es zwar, aber diese sei nur nachgelagert möglich, räumte Spahn ein.
Eine derartige pauschale Maßnahme würde aus heutiger Sicht nicht noch einmal getroffen werden, sagte der Gesundheitsminister weiter. Aber in der damaligen Situation hätten Betten freigezogen werden müssen, „nicht wissend, in welchem Umfang wir sie brauchen werden“, sagte Spahn. Inzwischen sei es viel besser möglich, Bettenkapazitäten zu steuern.
Das Bundesamt für soziale Sicherung (BAS), das die Auszahlung der Kosten aus dem Gesundheitsfonds organisiert, hat bi szum 8. Juli bereits 6,30 Milliarden Euro an die Krankenhäuser für deren Einnahmeausfälle bezahlt. Für die Bereitstellung von Intensivbetten erhielten die Krankenhäuser zusätzlich 531,5 Millionen Euro.
Die Kliniken machen damit den Großteil der Ausgleichszahlungen in der Pandemie aus dem Gesundheitsfonds aus. Vorsorge und Rehaeinrichtungen bekamen bisher rund 256 Millionen Euro, Heilmittelerbringer rund 807 Millionen Euro und soziale Dienstleister etwa 900.000 Euro. Alles in allem wurden bis Ender vergangener Woche 7,87 Milliarden Euro aus dem Gesundheitsfonds ausgezahlt.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: