Bund begrüßt Aufarbeitung der Coronatestpanne in Bayern

Berlin – Die Bundesregierung hat die Aufarbeitung der Probleme bei Coronatests von Urlaubsrückkehrern in Bayern begrüßt. Es sei eine schwere Panne passiert, die sehr ernsthaft und bedauerlich sei, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert heute in Berlin.
Daher sei es wichtig, die Information betroffener Bürger schnellstmöglich nachzuholen und Fehler zu analysieren, um solche Pannen künftig zu vermeiden. Es bleibe richtig, dass Reiserückkehrer auch aus dem ganzen Bundesgebiet nahe der Grenze getestet werden und Bayern dafür Testmöglichkeiten geschaffen habe.
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte die Panne gestern eingeräumt und für die Panne um Entschuldigung gebeten. Huml, die ihm zweimal den Rücktritt angeboten hatte, ließ er im Amt und sprach ihr sein Vertrauen aus. Andreas Zapf wurde hingegen als Leiter des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit abgelöst und ins Ministerium versetzt.
Der bayerischen Staatsregierung zufolge haben rund 44.000 Reiserückkehrer noch kein Ergebnis von Coronatests bekommen, die zum Großteil bei den Ende Juli eingerichteten Stationen an grenznahen Raststätten gemacht worden waren.
Hintergrund für die Verzögerungen ist demnach vor allem, dass der Abgleich von Laboruntersuchung und Formularen per Hand abläuft. Zudem war die Nachfrage größer als erwartet. Unter den noch nicht übermittelten Ergebnissen waren Hunderte positive Befunde.
Von der Opposition kam erneut scharfe Kritik. Söder nutzte „Leute aus seinen Reihen als Blitzableiter, um von seiner persönlichen Verantwortlichkeit abzulenken“, sagte etwa Grünen-Landeschef Eike Hallitzky. „Von einem Ministerpräsidenten mit Führungsverantwortung müsste gerade in Krisenzeiten sehr viel mehr zu erwarten sein.“
Auch in einigen anderen Bundesländern müssen sich Getestete einige Tage gedulden, bis ein Ergebnis vorliegt; in Hamburg sind es laut Gesundheitsbehörde manchmal mehrere Tage. Andere Landesregierungen wie die in Nordrhein-Westfalen bescheinigten sich, dass es kaum Verzögerungen gebe.
Allerdings hatte die Stiftung Patientenschutz zuletzt aus Beratungsgesprächen berichtet, dass aus dem Bundesgebiet vereinzelt „Resultate von Grenzübergängen, Flughäfen und Bahnhöfen gar nicht oder nur schleppend übermittelt werden“. Für Rückkehrer aus Risikogebieten sind die Coronatests inzwischen verpflichtend.
In Hamburg soll sich einem Bericht des Hamburger Abendblatts zufolge mindestens ein positiv getesteter Urlauber mangels Testergebnis offensichtlich tagelang durch die Stadt bewegt und möglicherweise weitere Menschen angesteckt haben.
Der 20-jährige Auszubildende war demnach im Juli mit drei Freunden in Kroatien im Urlaub gewesen. Am 2. August habe er sich dann auf der Rückreise mit dem Auto auf einer Raststätte bei Traunstein freiwillig testen lassen.
Eigentlich hätten die Urlauber dann dem Bericht zufolge spätestens nach vier Tagen per Corona-App oder nach maximal fünf Tagen per Post über das Testergebnis informiert werden sollen. Über seinen positiven Befund informiert worden sei der 20-Jährige jedoch erst nach neun Tagen. Da habe er bereits Freunde getroffen, ein Restaurant und eine kleine Feier besucht.
Die Hamburger Sozialbehörde erklärte heute auf Nachfrage: „Die Anzahl der Personen, die aufgrund eines an uns übermittelten Tests aus Bayern Anordnungen durch Gesundheitsämter erhalten haben (oder werden), liegt uns nicht vor.“ Zu dem Fall des 20-Jährigen äußerte sich die Behörde zunächst nicht.
Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) hatte nach Bekanntwerden der Panne zunächst an die Quarantänepflicht von Reiserückkehrern aus Risikogebieten erinnert. Für den 20-Jährigen galt jedoch keine Quarantäne, da weder Kroatien noch Slowenien oder Österreich, die er bei seiner Reise passiert hatte, Risikogebiete sind.
Nun erinnerte die Sozialbehörde an Leonhards in der Vergangenheit mehrfach vorgetragene Empfehlung an alle Reiserückkehrer, sich – unabhängig vom Testergebnis – eine volle Woche in Quarantäne zu begeben. „Das erstreckt sich auch auf Reisende aus anderen Ländern“, erklärte die Behörde. Sie wies darauf hin, dass Senatorin Leonhard sogar vorgeschlagen habe, die Bundesverordnung perspektivisch entsprechend anzupassen.
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