DKK: Klinische Evidenz aus versorgungsnahen Daten der Krebsregister

Berlin – Krebsregisterdaten gehören neben klinischen Studien zu den wichtigsten Instrumenten für die Erforschung neuer Therapien sowie zur Evaluation etablierter Behandlungsmethoden in der Onkologie. Dies wurde auf dem diesjährigen Deutschen Krebskongress (DKK) bei der 10. Bundesweiten Onkologischen Qualitätskonferenz 2024 deutlich.
„Krebsregisterdaten haben inzwischen einen hohen Stellenwert“ sagte Jana Holland, Referatsleiterin im Bundesgesundheitsministerium (BMG), auf dem Deutschen Krebskongress. „Wir erleben einen rasanten Datenzuwachs und können diese auch verknüpfen.“
Ermöglicht werde dies unter anderem durch die Verabschiedung des Krebsfrüherkennungs- und -registergesetzes im Jahr 2013 sowie durch das Gesetz zur Zusammenführung der Krebsregisterdaten von 2021. Von allen Bundesländern seien inzwischen flächendeckende klinische Krebsregister nach Paragraf 65c Sozialgesetzbuch V aufgebaut worden.
So präsentierte in diesem Jahr auch bereits zum zehnten Mal die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren (ADT) die bundesweite Auswertung von Daten der klinischen Krebsregister auf dem Deutschen Krebskongress.
Interdisziplinär besetzte Teams hätten 3,8 Millionen Datensätze von mehr als 3,3 Millionen an Krebs erkrankten Menschen und 17 Krebsentitäten ausgewertet, erläuterte Monika Klinkhammer-Schalke, Past-Vorstandsvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren. „Wir können nun zeigen, was die Daten tatsächlich können und Evidenzlücken schließen“, sagte sie.
Als besonders positiv bewertete Klinkhammer-Schalke die gemeinsame Nutzung und Auswertung der Daten in einem multidisziplinären Team aus Klinikern, Krebsregistern, Methodikern und Versorgungsforschern. „Es gibt bereits viele gemeinsame Publikationen“, erläuterte sie.
Weitere große Erwartungen ruhten jetzt auf der Plattform Plato2, die die Beteiligten noch besser zusammenbringe und einen Bottom-Up- Ansatz – von der Fragestellung zur bestmöglichen Umsetzung – ermögliche. „Wir werden künftig noch spezifischere Fragestellungen beantworten können“, erklärte sie.
Auch Sylke Zeißig, neue ADT-Vorsitzende, schaut optimistisch in die Zukunft: Mit dem 2021 in Kraft getretenen Gesetz zur Zusammenführung von Krebsregisterdaten seien bundesweit gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen worden, um diese hochwertigen Daten noch besser zu nutzen.
Der von den Krebsregistern der Länder an das Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD) am Robert-Koch-Institut zu übermittelnde Datensatz sei erweitert worden und werde standardisiert ausgewertet. Zudem erfolge ein aktueller und vollständiger Sterbedatenabgleich. Nun werde an der Plattform Plato2 gearbeitet, die eine Verknüpfung mit Daten anderer Datenquellen ermöglichen soll.
„Wir sind super im Zeitplan“, lobte auch Holland und dankte allen Beteiligten. Perspektivisch sollen mit Plato2 die Daten der Krebsregister anlassbezogen mit anderen versorgungsrelevanten Daten, wie den Abrechnungsdaten der Krankenkassen, zusammengeführt und ausgewertet werden können.
„Ein Konzept dazu wird bis Ende 2024 entwickelt“, sagte sie. Gefördert wird das Vorhaben durch das BMG. Bis 2025 fördere das BMG auch noch weitere Projekte zu dem Thema Krebsregister und Künstliche Intelligenz. Zum geplanten Registergesetz, dessen Vorlage derzeit mit Spannung erwartet wird, machte Holland nur wenige Angaben: „Wir arbeiten noch am Entwurf“, sagte sie. Dieser sei aber noch nicht so weit, dass man ihn präsentieren könne.
Zum Hintergrund: Bereits seit 2006 organisiert die ADT bundesweite Onkologische Qualitätskonferenzen, die als Instrumente zur Qualitätssicherung in der Versorgung von an Krebs erkrankten Menschen gelten. Sie basieren auf Auswertungen anonymisierter Daten aus klinischen Krebsregistern, welche sich auf Krebserkrankungen, Therapiearten, Krankheitsverläufe und Überlebenszeiten beziehen.
Die ADT hat dabei als Netzwerk für Versorgung, Qualität und Forschung in der Onkologie eine langjährige klinische und methodische Erfahrung in der Analyse großer onkologischer Datensätze aus verschiedenen Quellen und insbesondere mit klinischen registerbasierten versorgungsnahen Daten. Auf der zweijährlich stattfindenden bundesweiten Onkologischen Qualitätskonferenz werden Ergebnisse dieser registerbasierten Analysen vorgestellt.
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