Ärztemangel: Merkel setzt auf Medizinische Versorgungszentren

Berlin – Die Kommunen in Deutschland müssen sich in die medizinische Versorgung der Menschen auf dem Land einbringen. Das hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gestern in der ZDF-Sendung Klartext betont. Hintergrund ist der fortschreitende Ärztemangel vor allem bei Hausärzten auf dem Land.
Auf diesen hatte zuvor Cornelia Roßdeutscher hingewiesen. „Ich habe das Gefühl, ich gehöre zu einer aussterbenden Art“, sagte die Landärztin aus Droyßig in Sachsen-Anhalt. Dabei gehe es nicht um sie, sondern ein generelles Problem ländlicher Regionen, dass man dort auf einen „dramatischen Ärztemangel, insbesondere Hausärztemangel“ zusteuere. Roßdeutscher zufolge seien in Sachsen-Anhalt 130 Stellen nicht besetzt und damit Patienten nicht versorgt. Die Prognosen gingen von einer dramatischen Zuspitzung aus.
Merkel betonte, das Problem sei ihr „mehr als bekannt“. Man habe diverse Weichen gestellt. Zum einen würden Medizinstudierende nicht mehr nur anhand der Abiturnote ausgewählt. Wenn junge Menschen sich verpflichteten, später als Landarzt zu arbeiten, könne man auch mit einem schlechteren Notendurchschnitt Medizin studieren, erklärte sie. Es gehe darum die Menschen zu finden, die den Willen hätten, „wirklich praktischer Arzt zu werden“.

Darüber hinaus wollten viele Frauen und auch Männer nicht mehr die Last einer Praxis tragen. „Dass ich für alles verantwortlich bin, 24 Stunden rund um die Uhr, als Hausarzt insbesondere“, sagte Merkel. Sie sprach sich für mehr Medizinische Versorgungszentren (MVZ) aus. Kommunen seien gefragt, Ärzte anzustellen. „Wir müssen ein bisschen variabler werden“, so Merkel. Wenn jemand selbstständiger Arzt sein wolle, sei das gut. Aber wenn drei Frauen sich die Versorgung der Patienten teilen wollten, warum sollte eine Gemeinde dann nicht auch so ein Arztzentrum anbieten, fragte sie.
Merkel betonte auch, dass ambulante und stationäre Versorgung stärker zusammengebracht werden müssten. Dort müssten die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Zudem seien Strukturen wie etwa von Gemeindeschwestern auszubauen, „damit nicht alles auf den Ärzten lastet“.
Pflege erneut Thema
In Bezug auf Probleme in der Pflege wiederholte Merkel teils Positionen, die sie bereits in der ARD-Sendung Wahlarena geäußert hatte. Die Bundesregierung habe in den vergangenen vier Jahren einiges auf den Weg gebracht, erklärte sie. Zum Beispiel seien die Leistungen für Demenzkranke verbessert worden. Auch habe man die Ausstattung für häusliche und ambulante Pflege verbessert sowie Betreuungskräfte eingeführt.
Die CDU-Chefin betonte zugleich, dass die Menschen heute immer länger zu Hause bleiben könnten. Wer in die Heime komme, sei zumeist „sehr viel pflegebedürftiger“. Auf den Pflegern laste somit mehr Arbeit. Merkel bekräftigte nochmals, der Beruf müsse attraktiver gemacht werden, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Dazu gehöre, dass die Pflegeausbildung künftig nicht mehr bezahlt werden müsse. „Das war ja absurd, dass man dafür noch Schulgeld bezahlen musste. Und auch, dass es ab 2020 eine Ausbildungsvergütung für diesen Beruf geben wird", erklärte Merkel.
Sie zeigte sich zuversichtlich, dass auch die generalistische Ausbildung in den Pflegeberufen Wirkung haben wird. Die Reform werde dazu führen, dass sich die Gehälter von Krankenpflegern im Krankenhaus und im Altenheim angleichen würden, sagte sie. Ein Altenpfleger aus Paderborn hatte Merkel zuvor in der Sendung gefragt, was Merkel gegen die Probleme in der Pflege tun wolle. Seiner Meinung nach brauche es Mindestpersonalmengen, bessere Arbeitszeiten und mehr Lohn, um die Attraktivität des Berufs zu steigern.
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