Ärzteschaft

KBV und Krankenhäuser diskutieren weiter über Notfallversorgung

  • Mittwoch, 17. Mai 2017
Stephan Hofmeister und Thomas Reumann bei „KBV Kontrovers“ /Fotos: Georg Lopata
Stephan Hofmeister und Thomas Reumann bei „KBV Kontrovers“ /Fotos: Georg Lopata

Berlin – Die Wogen im Streit um die Notfallversorgung schlagen weiter hoch: Auf der Ver­anstaltung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung „KBV Kontrovers“ stritten sich heute KBV-Vize Stephan Hofmeister und der Präsident der Deutschen Krankenhaus­gesell­schaft (DKG), Thomas Reumann, heftig über die Situation der Notfallversorgung.

Thomas Reumann
Thomas Reumann

Dabei geht es vor allem um Fälle, bei denen Menschen in die Notfallambulanzen kom­m­en, obwohl sie auch bei nie­dergelassenen Ärzten versorgt werden könnten. Reumann er­klärte mehrfach, dass den Menschen die Rufnummer 116117 nicht bekannt sei, eben­so würden laut einer Um­frage aus Hessen 60 Prozent der Menschen von Haus­ärz­ten in die Kliniken geschickt werden. Hof­meister hielt da­gegen: „Wir haben ein verändertes Ver­halten der Patien­ten und müssen darauf reagieren.“ Er kündigte an, dass die KBV dazu demnächst eine App vorstellen werde, die Patienten im Zweifelsfall in die richtige Versorgungsebene führen soll.

Hofmeister sprach sich aber klar gegen die Vorschläge von Reumann aus, die künftige Bedarfsplanung für Ärzte in die Hände der Landespolitik zu legen. „Wir erfüllen den Si­cher­stellungsauftrag und garantieren in Deutschland weiterhin den freien Arztzugang. Wir sollten gemeinsam planen und dies nicht aus der Hand der Selbstverwaltung geben.“

Stefan Hofmeister
Stefan Hofmeister

Reumann sieht dagegen die KVen nicht mehr in der Lage, die Sicherstellung wahrzuneh­men. „Wie schon bei den Kranken­häusern muss daher die Politik bei der Planung mit hinein.“ Über die künftige Notfallversorgung und die Steuerung der Patien­­ten wird auch der 120. Deutsche Ärztetag kommende Woche in Frei­burg debattie­ren. Dabei wird ein Konzept­pa­pier der KBV, des Marburger Bundes sowie der Bundes­ärztekammer zur Diskussion steh­en.

Zi: Vergleich der Zahlen ist Vergleich von Äpfeln mit Birnen

Angesichts des erneuten Schlagabtausches hat das Zentralinstitut für die kassenärztli­che Versorgung (Zi) heute auf Zahlen verwiesen, die zeigten, dass der Anteil der Kran­kenhäuser an der Notfallversorgung „überschätzt“ wird. „Ursache ist ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen“, sagte Zi-Geschäftsführer Dominik Graf von Stillfried. Anhand der Ab­rechnungsdaten von Ärzten und Krankenhäusern aus dem Jahr 2015 erklärte das Ins­titut heute, „in welchem Zusammenhang häufig zitierte Zahlen zur medizinischen Ver­sor­gung und zur Notfallversorgung stehen“.

„Wenn Krankenhausvertreter von den rund 20 Millionen Notfällen sprechen, die jährlich in Krankenhäusern behandelt werden, sind die in den Notaufnahmen ambulant behan­del­ten und die über Notaufnahmen stationär aufgenommenen Fälle in dieser Zahl zu­sam­­mengefasst“, erläuterte von Stillfried. Diese würden aber aus unterschiedlichen Bud­gets bezahlt. Nur die in den Notaufnahmen ambulant behandelten Fälle könnten Kran­ken­häuser im Rahmen des Bereitschaftsdienstes mit den Kassenärztlichen Vereinigun­gen (KVen) abrechnen.

Im Bereitschaftsdienst wurden von Ärzten und Krankenhäusern 2015 laut Zi rund 19 Millionen Fälle behandelt. „Aus Abrechnungsdaten der Krankenhäuser in Bayern, Hessen und Schleswig-Holstein wissen wir, dass rund 40 Prozent aller 8,5 Millionen am­bulanten Be­handlungsfälle in den Notaufnahmen der Krankenhäuser zu den Praxisöff­nungszeiten ent­stehen, in denen Vertragsärzte in der Regelversorgung tätig sind und daher keinen Bereitschaftsdienst leisten“, so von Stillfried.

„Außerhalb der Praxisöffnungszeiten, also im Bereitschaftsdienst, haben Vertrags­ärz­te 10,5 Millionen Fälle behandelt, Krankenhaus-Notaufnahmen hingegen nur fünf Millio­nen Fälle. Vergleicht man die Behandlungsleistung nach gleichen Maßstäben, werden also rund zwei Drittel aller ambulant behandelten Notfälle durch Vertragsärzte behan­delt“, rechnet von Stillfried vor.

Die Behauptung, dass die Krankenhäuser den Löwenanteil der Notfallversorgung leiste­ten, gehört nach Ansicht des Zi-Chefs ins Reich der Mythen. Auch sonst wird die Rolle der Krankenhäuser wegen der hohen Kosten der stationär behandelten Fälle aus Sicht des Zi oftmals überschätzt. Betrachte man alle Behandlungsfälle in der medizinischen Ver­sorgung hätten die Krankenhäuser einen Anteil von drei Prozent an der medizini­schen Versorgung in Deutschland.

bee/may

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