Kompromissvorschlag für die Ausbildungsreform in der Pflege

Berlin – Die Debatte um die Zukunft der Pflegeausbildung in Deutschland hält an. In einem offenen Brief haben jetzt 33 Organisationen um die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) die Pläne zu einer generalistischen Pflegeausbildung scharf kritisiert und einen Kompromissvorschlag vorgelegt. „Wir fordern eine Reform der Pflegeberufe, die unabhängig von politischen Erwägungen auch die Bedürfnisse kranker Kinder und die Qualität der Kinderkrankenpflege im Blick hat“, sagte der Generalsekretär der Fachgesellschaft Karl-Josef Eßer.
Das Bundeskabinett hatte bereits im Januar 2016 ein Gesetz zur Vereinheitlichung der drei Ausbildungswege zur Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege beschlossen. Ziel ist unter anderem, den Pflegeberuf attraktiver zu machen. Der Entwurf war gemeinsam von Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) und Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) eingebracht worden. Eine Verabschiedung im Parlament ist aber bislang wegen großer Widerstände aus der Unionsfraktion nicht zustande gekommen.
„Qualitativ hochwertige Pflege für Kinder ist nicht vereinbar mit einer durchgehend generalistischen Ausbildung der Pflegekräfte. Kinderkrankenpflege braucht ein spezifisch auf die Pflege von Kindern vorbereitetes Personal“, schreiben die 33 Verbände in ihrem offenen Brief. Es sei „nicht nachvollziehbar (...), dass zukünftiges Kinderkrankenpflegepersonal nicht die notwendige Zeit zum Erlernen des professionellen Wahrnehmens der kindlichen Signale erhält, um sie adäquat interpretieren und kompetent darauf reagieren zu können“, kritisieren die Verbände.
Sie betonen, wer Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger werden möchte, wolle keine Ausbildungszeiten in der Altenpflege absolvieren und auch möglichst wenig Einsatzzeiten in der Erwachsenenpflege haben. „99 Prozent der Personen, die in der Kinderkrankenpflege tätig sind, lehnen laut einer repräsentativen Umfrage die generalistische Pflegeausbildung ab“, schreiben die Verbände. Es sei zu befürchten, dass diejenigen, die an der Kinderkrankenpflege Interesse hätten, in alternative Ausbildungsberufe abwanderten, bei denen sie die Garantie hätten, mit Kindern arbeiten zu können.
Die Verbände schlagen jetzt vor, das künftige Kinderkrankenpfleger während der Ausbildung die Hälfte ihrer Zeit in Theorie und Praxis spezifisch für die Kinderkrankenpflege ausgebildet werden. „Dies wäre mit einem Modell mit zwei Jahren gemeinsamer Ausbildung, in denen genau zu einem Drittel Kinderkrankenpflege vermittelt würde, und einem Jahr Spezialisierung gegeben“, so ihr Vorschlag.
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