Pflegeausbildung: Neuer Stoff für Generalistikdebatte
Berlin – Die Große Koalition kann sich nach wie vor nicht auf einen Weg für eine künftige Pflegeausbildung einigen. Eine Studie des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung (DIP) für das Gesundheitsministerium Nordrhein-Westfalen (NRW) und eine Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) könnten die Debatte nun weiter befeuern.
Für die Untersuchung des DIP wurden 125 Krankenhäuser, 743 ambulante Pflegedienste, 632 teil-/vollstationäre Pflegeeinrichtungen sowie 196 Bildungseinrichtungen aus NRW zu ihrer Einschätzung einer generalistischen Pflegeausbildung befragt.
Dabei zeigte sich, dass die befragten Krankenhäuser durch eine Generalisierung der Pflegeausbildung keine Steigerung der Attraktivität des Pflegeberufes erwarten. Sie gehen dafür aber bei der Organisation der geplanten Ausbildung von einem erheblichen Mehraufwand aus. Zudem wird befürchtet, dass Absolventen einer generalistischen Ausbildung den Beruf erst nach deutlich mehr Einarbeitungszeit im Krankenhaus ausüben können.
Deutlich kritischer als die befragten Krankenhäuser sehen dies laut DIP-Studie sogar die ambulanten Pflegedienste und teil- beziehungsweise vollstationären Pflegeeinrichtungen in NRW. Sie erwarten tendenziell sogar eine Verringerung der Kompetenzen und eine deutlichere Steigerung des organisatorischen Aufwandes für die Gestaltung der Ausbildung sowie bei der Einarbeitung neuer Mitarbeiter. Insgesamt rechnen sie eher mit einem sinkenden Interesse an einer Ausbildung.
Im Januar 2017 fragte auch das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI) auf seiner Internetseite danach, ob die Entscheidung für oder gegen eine generalistische Pflegeausbildung auf die nächste Legislaturperiode verschoben werden sollte. Von den rund 1.300 Teilnehmern, die online auf die Frage antworteten, sprachen sich 74 Prozent dafür aus, das Thema zu vertagen.
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) deutet die Ergebnisse als Zeichen dafür, dass die Fachwelt wenig von der Generalisierung der Pflegeberufe hält. „Beide Umfragen machen deutlich, dass die Profis in der Krankenpflege und in der Altenpflege nichts von der Generalistik erwarten und schon gar nicht wollen, dass sie übers Knie gebrochen wird. Zumal noch nicht einmal die dem Parlament versprochenen Ausbildungsinhalte vorliegen“, sagte bpa-Geschäftsführer Bernd Tews. Er appellierte an den Gesetzgeber, die Bedenken an einer Zusammenführung der Ausbildungsberufe ernst zu nehmen und den vorliegenden Gesetzesentwurf ad acta zu legen.
Das Bundeskabinett hatte das Gesetz zur Vereinheitlichung der drei Ausbildungswege zur Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege bereits im Januar vergangenen Jahres mit dem Ziel beschlossen, den Pflegeberuf attraktiver zu machen. Der Entwurf war gemeinsam von Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) und Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) eingebracht worden.
Eine Verabschiedung im Parlament war wegen großer Widerstände aus der Unionsfraktion nicht zustande gekommen. Dort bestand unter anderem die Sorge, dass eine generalistische Pflegeausbildung die Eintrittshürden für Hauptschulabsolventen erhöhen und ihnen einen erfolgreichen Berufsabschluss erschweren würde.
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