Politik

Pflegeausbildung: Neuer Stoff für Generalistikdebatte

  • Donnerstag, 2. Februar 2017

Berlin – Die Große Koalition kann sich nach wie vor nicht auf einen Weg für eine künftige Pflegeausbildung einigen. Eine Studie des Deutschen Instituts für angewandte Pflegefor­schung (DIP) für das Gesundheitsministerium Nordrhein-Westfalen (NRW) und eine Um­frage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) könnten die Debatte nun weiter befeu­ern.

Für die Untersuchung des DIP wurden 125 Krankenhäuser, 743 ambulante Pflege­diens­te, 632 teil-/vollstationäre Pflegeeinrichtungen sowie 196 Bildungseinrichtungen aus NRW zu ihrer Einschätzung einer generalistischen Pflegeausbildung befragt.

Dabei zeigte sich, dass die befragten Krankenhäuser durch eine Generalisierung der Pfle­geausbildung keine Steigerung der Attraktivität des Pflegeberufes erwarten. Sie gehen dafür aber bei der Organisation der geplanten Ausbildung von einem erheblichen Mehr­aufwand aus. Zudem wird befürchtet, dass Absolventen einer generalistischen Aus­bildung den Beruf erst nach deutlich mehr Einarbeitungszeit im Krankenhaus aus­üben können.

Deutlich kritischer als die befragten Krankenhäuser sehen dies laut DIP-Studie sogar die ambulanten Pflegedienste und teil- beziehungs­weise vollstatio­nären Pflegeeinrichtungen in NRW. Sie erwarten tendenziell sogar eine Verringe­rung der Kom­pe­tenzen und eine deutlichere Steigerung des organisatorischen Aufwan­des für die Ge­stal­tung der Ausbil­dung sowie bei der Einarbeitung neuer Mitar­bei­ter. Insgesamt rechnen sie eher mit ei­nem sinkenden Interesse an einer Ausbil­dung.

Im Januar 2017 fragte auch das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI) auf seiner Internet­seite danach, ob die Entscheidung für oder gegen eine generalistische Pflegeausbildung auf die nächste Legislaturperiode verschoben werden sollte. Von den rund 1.300 Teil­neh­­mern, die online auf die Frage antworteten, sprachen sich 74 Prozent dafür aus, das Thema zu vertagen.

Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) deutet die Ergebnisse als Zeichen dafür, dass die Fachwelt wenig von der Generalisierung der Pflegeberufe hält. „Beide Umfragen machen deutlich, dass die Profis in der Krankenpflege und in der Alten­pflege nichts von der Generalistik erwarten und schon gar nicht wollen, dass sie übers Knie gebrochen wird. Zumal noch nicht einmal die dem Parlament versprochenen Ausbil­dungsinhalte vorliegen“, sagte bpa-Geschäftsführer Bernd Tews. Er appellierte an den Ge­setzgeber, die Bedenken an einer Zusammenführung der Ausbildungsberufe ernst zu nehmen und den vorliegenden Gesetzesentwurf ad acta zu legen.

Das Bundeskabinett hatte das Gesetz zur Vereinheitlichung der drei Ausbildungswege zur Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege bereits im Januar vergangenen Jahres mit dem Ziel beschlossen, den Pflegeberuf attraktiver zu machen. Der Entwurf war gemein­sam von Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) und Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) eingebracht worden.

Eine Verabschiedung im Parlament war wegen großer Widerstände aus der Unionsfrak­tion nicht zustande gekommen. Dort bestand unter anderem die Sorge, dass eine gene­ra­listische Pflegeausbildung die Eintrittshürden für Hauptschulabsolventen erhöhen und ihnen einen erfolgreichen Berufsabschluss erschweren würde.

may/EB

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