Nationale Diabetesstrategie in den finalen Zügen

Berlin – CDU/CSU und SPD haben im Koalitionsvertrag 2018 eine nationale Diabetesstrategie beschlossen. Diese befände sich inzwischen in den Endzügen, verkündete die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion Sabine Dittmar heute bei einer Pressekonferenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) in Berlin.
„Ich gehe davon aus, dass wir noch in dieser Woche zu einem Ergebnis kommen, so dass wir die Strategie in der letzten Sitzungswoche in der Fraktion bestätigen lassen können.“ Innerhalb der SPD-Fraktion bestünde bereits ressortübergreifend Einigkeit. Das Papier zur nationalen Diabetesstrategie müsse nur mit der Union abgestimmt werden. Eine Sprecherin der Union bestätigte, dass noch diese Woche Gespräche stattfinden würden, die zu einer Einigung führen könnten.
Den abschließenden Beratungen wollte Dittmar nicht vorgreifen. Sie verriet nur, dass eine Zuckersteuer kein Thema sei. Sie wünsche sich zudem mehr Mut bei Nährwertkennzeichnung, Werbebeschränkungen und der Reduktion von Zucker in zuckergesüßten Getränken.
Damit schloss sie sich der Stellungnahme von Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks an. Sie sprach sich heute erneut für eine Zuckersteuer und eine Steuersenkung auf gesunde Lebensmittel aus, was sie als „gesunde Mehrwertsteuer“ bezeichnete.
Unnötige Verbraucherberfragung zur Nährwertkennzeichnung
Prüfer-Storcks zeigte wenig Verständnis für den „langwierigen Prozess“, den Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) bei der Nährwertkennzeichnung mit einem eigenen Modell und einer anschließenden Verbraucherbefragung angestoßen habe.
Die von Klöckner initiierte Umfrage sei nicht notwendig gewesen. Diese Einschätzung hätten auch alle von der SPD geführten Länder auf der letzten Verbrauchschutzministerkonferenz geteilt. Schließlich habe man mit dem Nutri-Score ein bereits gut untersuchtes System. Sie gehe aber davon aus, dass der Nutri-Score als Sieger aus der Verbraucherbefragung hervorgehen werde. Die Ergebnisse werden noch im September erwartet.
Im Etatentwurf für den Haushalt 2020 zeichnet sich unterdessen kein stärkerer Fokus auf Diabetes ab. Das geplante Budget sieht weiterhin drei Millionen Euro vor – die gleiche Summe wie bereits 2019, die jedoch noch nicht aufgebraucht wurde. Ohne zusätzliches Budget seien Maßnahmen zur Diabetesprävention und -versorgung sehr beschränkt, sagte Barbara Bitzer, Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten.
„Meines Wissens sind diese drei Millionen vor allem für die Nationale Diabetes-Surveillance des Robert Koch-Instituts und die lang geplante Aufklärungskampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) vorgesehen und reichen bereits hierfür kaum aus.“ Nach Angaben der BZgA soll die Umsetzung konkreter Maßnahmen sukzessive ab Ende 2019 beginnen. Einen Auftakt würde der Weltdiabetestag am 14. November 2019 darstellen.
Diabetiker fühlen sich von der Politik nicht angemessen vertreten
Dass die Umsetzung der nationalen Diabetesstrategie drängt, zeige auch eine aktuelle Umfrage von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe unter mehr als 1.500 Menschen mit Diabetes Typ 2, die der Vorsitzende Jens Kröger heute vorgestellt hat: „86 Prozent der Befragten fühlen sich nicht angemessen in der Politik vertreten und 89 Prozent halten die Öffentlichkeit für nicht gut informiert zum Thema Diabetes.“
Zudem berichteten 44 Prozent, dass sie keine Schulung nach ihrer Erstdiagnose erhalten hätten. „Letzteres zeigt, dass zur Umsetzung der nationalen Diabetesstrategie auch die Aufwertung von Gesundheitsfachberufen wie der Diabetesberaterin gehört“, betonte Gottlobe Fabisch, Geschäftsführerin des Verbands der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland.
Die rund 4.700 Diabetesberaterinnen, die in den letzten drei Dekaden die Weiterbildung erfolgreich abgeschlossen hätten, würden schon heute in manchen Regionen Deutschlands nicht den Bedarf an qualifizierten Diabetesfachkräften decken können.
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