Politik

Pandemie bringt viele Krankenhäuser in wirtschaftliche Schieflage

  • Freitag, 29. Mai 2020
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Berlin – Die gesetzlich vorgesehenen Ausgleichszahlungen für die Krankenhäuser rei­chen nicht aus, um die Erlösausfälle und Zusatzkosten durch die COVID-19-Pandemie zu kompensieren. Dadurch hat sich die wirtschaftliche Situation der Häuser im Vergleich zum Vorjahr deutlich verschlechtert. Das ist das Ergebnis einer Krankenhausbefragung des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) für die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG).

„Rund drei Viertel der Kliniken geben an, dass die Ausgleichszahlungen nicht ausrei­chend sind, um die Ausfälle zu kompensieren“, sagte DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum. Bei größeren Häuser ab 600 Betten befürchten demnach sogar 87 Prozent der Kliniken, durch die Krise in eine wirtschaftliche Schieflage zu geraten.

„Behauptungen auf Kostenträgerseite, Kliniken würden generell Überzahlungen erhalten, erweisen sich damit als falsch“, so Baum. Vielmehr gelte es vor diesem Hintergrund, die vorgesehene Ausfallpauschale differenziert nachzubessern.

Zumal auch die vorgesehene Pauschale von 50 Euro für persönliche Schutzausrüstungen vielen Kliniken bei weitem nicht ausreiche. „Zum einen sind die Einkaufspreise stark ge­stiegen, zum anderen ist gerade bei infektiösen Patienten der Verbrauch von Schutzaus­rüstung sehr groß“, verdeutlicht der DKG-Geschäftsführer.

Darüber würden viele Kostenträger Krankenhausrechnungen auch nicht wie versprochen innerhalb von fünf Tagen nach Rechnungseingang bezahlen. „Aktuell geben nur etwas mehr als 50 Prozent der Kliniken an, dass die Krankenkassen diese Zahlungsfrist einhal­ten. In 17 Prozent der Häuser ist dies nicht der Fall“, kritisiert Baum.

Stattdessen hätten die Kassen selbst auf dem Höhepunkt der Epidemie weiterhin in ho­her Zahl MDK-Prüfungen veranlasst (110 Fälle pro Haus). Dagegen lobt der DKG-Chef die Aussetzung der Pflegeuntergrenzen und plädiert dafür, diese angesichts der damit ver­bundenen Bürokratie und Flexibilitätsbeeinträchtigungen gar nicht erst wieder scharf zu stellen.

Der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands (SpiFa) befürchtet ebenfalls, dass erhöhter Bürokratieaufwand die Rückkehr in den normalen Klinikalltag erschweren könnte. Den im vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) vorgelegten Konzeptpapier „Neuer Klinik­alltag“ enthaltenen „einheitlichen Stufenplan zur schrittweisen Erhöhung der OP-Kapazi­täten mit 14-tägiger Re-Evaluation“ kritisiert der SpiFa als „völlig sachfremd“.

Statt Krankenhäuser durch zusätzlichen bürokratischen Aufwand auszubremsen, sollten die Kliniken eigenverantwortlich entscheiden, welche Operationen durchgeführt werden können, fordert SpiFa-Hauptgeschäftsführer Lars Lindemann: „Die vom BMG angedachten bürokratischen Vorgaben sind überflüssig und bringen neben mehr auf Aufwand keinen zusätzlichen Nutzen.“

hil/sb

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