PKV: Bürgerversicherung wäre „bittere Pille“
Berlin – Auf der Jahrestagung des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV) hat dessen Vorsitzender Uwe Laue vor der Einführung einer Bürgerversicherung in das deutsche Gesundheitssystem gewarnt. „In diesem Jahr feierte die PKV ihr 70-jähriges Bestehen. Es wäre für die Bürger eine bittere Pille, wenn sich in diesem Jahr eine ideologische, rückwärtsgewandte Regierungspolitik etablieren sollte“, sagte er.
Aus Sicht von Laue würde eine solche Politik nur Verlierer erzeugen. „Die Gesundheitsversorgung würde schlechter werden, Arztpraxen müssten schließen, medizinische Innovation würde ohne den Wettbewerb erschwert werden“, mahnte er. In einem Einheitssystem würde es mehr Rationierung geben, teurere Therapien, die Wartezeiten würden länger werden und die Beiträge würden steigen.
Bürger wissen nicht, was hinter Bürgerversicherung steckt
Auch der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Frank Ulrich Montgomery, sprach sich für den Erhalt der PKV aus. „Das deutsche Gesundheitswesen ist unstreitig eines der besten der Welt. Dabei leistet die PKV einen ganz wesentlichen Beitrag.“ Der größte Sieg der Befürworter der Bürgerversicherung sei, dass sie diesen Begriff für sich usurpiert hätten, der schön klinge, aber eigentlich eine gleichmachende Einheitsversicherung umschreibe. „In der Bevölkerung wissen die meisten gar nicht, was dahinter steckt“, sagte Montgomery.
Laue betonte, dass die Bürgerversicherung keines der Probleme lösen werde, vor denen das System stehe. „Wie können wir die Chancen der Digitalisierung nutzen und mit Datenschutz verbinden? Wie bereiten wir uns auf den demografischen Wandel und den Pflegenotstand vor? Wie sichern wir in einer alternden Gesellschaft eine flächendeckende Versorgung auf dem Land?“
Die PKV-Unternehmen arbeiteten derzeit gemeinsam an einer „modernen Alternative“ der elektronischen Gesundheitskarte, berichtete Laue. Denn die Chipkartentechnologie könne nicht der alleinige Weg sein. „Wir wollen die Probleme mit einer App lösen, die zum Beispiel Notfalldaten oder den Impfpass beinhaltet und noch vieles mehr ermöglicht“, so Laue.
Zur neuen Amtlichen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ), die der PKV-Verband mit der Bundesärztekammer erarbeitet, kündigte er an: „Wir wollen bis zum Jahresende alle offenen Detailfragen klären und einen gemeinsamen Vorschlag machen, den die neue Bundesregierung dann umsetzen kann.“
Leichter Rückgang an Vollversicherungen
Nach Laues Worten ist die PKV 2016 weiter gewachsen. Bei den Zusatzversicherungen habe man – mit einem Plus von 1,3 Prozent – knapp die 25-Millionen-Marke übersprungen. Bei den Vollversicherungen sei das Jahr im Neugeschäft immerhin besser verlaufen als die Jahre zuvor. Dort gebe es seit 2012 allerdings einen Rückgang der Versichertenzahlen um insgesamt 2,3 Prozent.
Im Jahr 2015 lag die Zahl der PKV-Vollversicherungen den Angaben zufolge bei 8,8 Millionen. Diese Zahl sei 2016 noch einmal um 0,2 Prozent gesunken. Trotz anhaltender Niedrigzinsphase in Europa konnten die Altersrückstellungen für die Versicherten im vergangenen Jahr Laue zufolge um 13 Milliarden auf 233 Milliarden Euro aufgestockt worden, ein Plus von 5,9 Prozent.
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