„Studentisches Know-How stärker berücksichtigen“
Berlin – Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) hat die Einigung von Bund und Ländern über die Reform des Medizinstudiums grundsätzlich begrüßt. Die Option für eine Landarztquote und eine Pflichtprüfung Allgemeinmedizin lehnen die Medizinstudierenden in Deutschland aber weiter ab. Nicolas Krapp, Bundeskoordinator der AG Medizinische Ausbildung der bvmd, erläutert, was die Studierenden in Deutschland für zukunftsweisend halten – und was nicht.

Fünf Fragen an Nicolas Krapp, Bundeskoordinator der AG Medizinische Ausbildung
DÄ: Es geht voran bei der Reform des Medizinstudiums. Sind Sie zufrieden?
Nicolas Krapp: Wir sind grundsätzlich zufrieden damit, dass die Reform nicht weiter auf Eis liegt. Aber einzelne Punkte des Masterplans sehen wir sehr kritisch. Dazu gehört insbesondere die sogenannte Landarztquote, welche die Bundesländer ja künftig einführen können.
DÄ: Was kritisiert die bvmd daran?
Krapp: Die Bundesärztekammer und viele andere – auch wir – haben die Kritik daran ja immer wieder formuliert. Es ist einfach nicht richtig, junge Menschen nach der Schule bereits auf eine hausärztliche Tätigkeit auf dem Land festzulegen – noch vor jeder Vorlesung und vor dem allerersten Patientenkontakt im Studium. Wichtig ist uns noch, dass eine solche Quote auch die Allgemeinmedizin und die hausärztliche Tätigkeit auf dem Land abwertet. Statt die Bedingungen dieser Tätigkeit zu verbessern, werden Zwangsmaßnahmen eingeführt.
DÄ: Die übrigen Maßnahmen im Masterplan zur Stärkung der Allgemeinmedizin ...
Krapp: … sehen wir gemischt. Zunächst: Die Pflichtprüfung Allgemeinmedizin am Ende des Studiums lehnt die bvmd ab. Das neue ambulante Quartal im Praktischen Jahr (PJ) begrüßen wir dagegen grundsätzlich. Dies ist ja eine weitere Wahlmöglichkeit für Studierende. Natürlich geht es jetzt um die Ausgestaltung. Die Anforderungen an die Praxen müssen formuliert werden – Stichwort Zertifizierung –, PJ-Logbücher für das Quartal erstellt und externe Lehr- und Lernmöglichkeiten eingerichtet werden, also Kolloquien und Seminare zur Ausbildung. Außerdem müssen wir schauen, wie das ambulante Quartal so organisiert werden kann, dass es für Studierende keine zusätzlichen finanziellen Belastungen bedeutet. Schließlich können PJler nicht parallel noch arbeiten, um Fahrtkosten zu den Praxen und gegebenenfalls Unterkunft vor Ort zu bezahlen.
DÄ: Was hält die bvmd von den Plänen für mehr Wissenschaft im Studium?
Krapp: Das begrüßen wir! Jeder Medizinstudierende sollte vor dem ersten und dann noch einmal vor dem zweiten Staatsexamen eine wissenschaftliche Arbeit schreiben. Dabei geht es nicht um die Promotion, sondern darum, wissenschaftliche Studien lesen und einordnen zu lernen. Das muss jeder Arzt können.
Die Promotion dagegen würden wir gern nach dem Studium ansiedeln, wie in anderen naturwissenschaftlichen Fächern auch. Dann sollte sie aber strukturiert in Form von Promotionsprogrammen mit guter Betreuung erfolgen.
DÄ: Was fehlt der bvmd im jetzt laufenden Prozess der Studienreform?
Krapp: Wir wünschen uns, dass in der jetzt folgenden Phase, in der ein Expertengremium Maßnahmen des Masterplans in die Approbationsordnung überführen soll, die studentische Sicht maßgeblich beteiligt ist. Am liebsten wäre uns, Medizinstudierende würden bei der Arbeit der Kommission mit am Tisch sitzen.
Und es gibt eine zweite wichtige Sache: Bei der Erstellung des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkataloges Medizin (NKLM) haben Studierende ganz offiziell mitgewirkt. Im Masterplan sind die Medizinstudierenden aber bei der Weiterentwicklung des NKLM nicht mehr erwähnt. Aber wir wollen auch hier weiterhin mitarbeiten.
Der dritte Punkt bezieht sich auf die Qualität der Lehre: Gute Lehre kann nur funktionieren, wenn Ärzten in der Klinik Zeit dafür eingeräumt wird, Lehrkompetenzen zu erlangen und Veranstaltungen adäquat vorzubereiten. Das fällt bei dem augenblicklichen Arbeitsdruck im klinischen Alltag oft unter den Tisch, ist aber für die Qualität des Studiums enorm wichtig. Im Masterplan findet sich dazu leider nichts Konkretes.
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