Studie: Erschwerte Versorgung für Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte

Stuttgart – Im Bereich der medizinischen Versorgung liegt keine gleichberechtigte und gleichwertige Teilhabe von Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund vor. Dies zeigt eine heute veröffentlichte Studie, welche die Charité-Universitätsmedizin Berlin im Auftrag des baden-württembergischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration erstellt hat.
Migranten sind nach den Untersuchungen demnach zwar nicht grundsätzlich gesünder oder kränker, haben aber häufig Schwierigkeiten, im Gesundheitssystem zurechtzukommen. Dies sei nicht zuletzt im Zuge der Coronapandemie deutlich geworden, hieß es in einer Mitteilung des Ministeriums.
„Dass Migrantinnen und Migranten Probleme im Gesundheitswesen haben, wurde uns immer wieder berichtet, die Datenlage dazu war aber bislang noch unzureichend“, erklärte Manne Lucha (Grüne), Integrations- und Gesundheitsminister in Baden-Württemberg. Deshalb sei es ihm wichtig gewesen, mit der Studie mehr Klarheit zu schaffen.
Laut der Studie der Charité wirkt sich der Zeit- und Personalmangel im Gesundheitswesen besonders deutlich auf die Versorgung von Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte aus. Es gebe Sprachbarrieren und die Menschen seien oft nicht vertraut mit den Strukturen und Abläufen – was für die medizinischen Fachkräfte zu mehr Aufwand führe.
Grundsätzlich sind die Patientinnen und Patienten, so die Studie, zufrieden und dankbar, wenn der Zugang zur Gesundheitsversorgung gelingt. Andererseits fühlten sie sich laut den Interviews häufig nicht ernst genommen und mit ihren Anliegen abgewiesen. Mit der Situation fühlen sich Behandelnde sowie Patienten allein gelassen.
Das Gesundheitsministerium schlägt deswegen eine Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) für alle geflüchteten Menschen vor. Zudem sollten Strukturen zur professionellen Sprachmittlung, zum Beispiel via Telefon oder online, entwickelt werden. Der Ausbau von Angeboten, Informationen und Kampagnen zur Orientierung im deutschen Gesundheitssystem sowie die Sensibilisierung von Fachkräften für Diskriminierungsmechanismen sind weitere Handlungsempfehlungen.
Außerdem könnten Strukturen, die die hausärztliche und Notfallversorgung vorgeschaltet als Puffer kombinieren, eingeführt werden und das Anerkennungsverfahren ausländischer Fachkräfte vereinfacht werden, so heißt es im Papier.
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