Umfrage Junge Ärzte: Bessere Struktur und einfachere Rotation gefordert

Mainz – Für Weiterzubildende sind eine gute Struktur, ausreichend Flexibilität und einfache Rotationsmöglichkeiten, etwa im Rahmen von Weiterbildungsverbünden, wichtig.
„Wir jungen Leute wollen sehr gute Fachärztinnen und Fachärzte werden, da brauchen wir eine strukturierte Weiterbildung, gute Weiterbildungsbefugte und entsprechendes Feedback“, sagte Constanze Weber, weiterzubildende Ärztin in der Klinik und Poliklinik für Neurologie am Universitätsklinikum Dresden heute beim Dialogforum Junge Ärztinnen und Ärzte im Vorfeld des Deutschen Ärztetages.
Die Weiterbildung müsste flexibler gestaltet werden können, forderte auch Alexander Radbruch, Direktor der Klinik für Neuroradiologie des Universitätsklinikums Bonn und Weiterbildungsbefugter. So sollten je nach Interesse der Weiterzubildenden die Schwerpunkte unterschiedlich gesetzt werden können. Die Weiterbildungsbefugten seien in diesem Sinne auch in der Bringschuld und dürften nicht auf das Fordern der jungen Ärztinnen und Ärzte warten, so Radbruch.
Wichtig wären auch flexible Rotationsmöglichkeiten sowohl in den ambulanten Bereich als auch in andere Krankenhäuser. An der Uniklinik werde ein breites Spektrum an Leistungen angeboten. Vieles davon sei gar nicht Teil der Weiterbildungsordnung, sagte Sarah Woldu, die im ersten Weiterbildungsjahr in der Frauenheilkunde am Universitätsklinikum Köln arbeitet. Für sie wäre es hilfreich, für eine bestimmte Zeit an ein kleineres Krankenhaus zu rotieren, in dem unkomplizierte Geburten in hoher Fallzahl stattfinden. Diese Möglichkeiten seien noch sehr schwierig, so Woldu.
Weber forderte entsprechende Weiterbildungsverbünde mit geregelten rechtlichen Rahmenbedingungen. Es dürfe zudem kein finanzieller Nachteil entstehen, wenn man wechselt, so Weber. Zu kritisieren sei zudem, dass sich die Rotationen oft danach ausrichten würden, welche Bereiche die Kliniken wirtschaftlich am Laufen halten würden. „Dadurch lerne ich Teile einfach nicht und werde nicht ausreichend ausgebildet“, so Weber.
Mirza Saim Baig (31), Weiterzubildender Urologie, Minden

„Noch immer fehlt es an Struktur in der Weiterbildung. Ich persönlich habe beispielsweise nie einen strukturierten Weiterbildungsplan bekommen. Insgesamt fehlt häufig ein richtiges Weiterbildungskonzept – so wie es in anderen Ländern üblich ist. Möglicherweise bieten einige Kliniken schon so etwas an und setzen es auch um. Ich weiß, dass einige Kliniken bereits das Weiterbildungscurriculum Urologie (WECU) haben, aber ich würde mir wünschen, dass es noch mehr Kliniken einführen.“
Marcus Dannehl (33), Weiterzubildender Pädiatrie, Mannheim

„Gerade zu Anfang nutzten manche Vorgesetzten das eLogbuch leider nicht, so dass ich trotzdem analoge Bescheinigungen erhalten habe. Ärztekammern müssten in diesen Fällen auch diese schriftlichen Bescheinigungen bei der Einreichung am Ende berücksichtigen. Es braucht meiner Ansicht nach eine besser durchdachte Rotation in Bereiche, die handwerklich wichtig sind. So habe ich erst relativ spät Untersuchungen mit Ultraschall wirklich gelernt, obwohl ich vorher schon entsprechende Untersuchungen durchgeführt habe, gerade in Nachtdiensten. Bei Rotationen braucht es auch einen einfacheren Übergang zwischen stationären und ambulanten Stationen. So muss man für den Bereich der Pädiatrie die Durchführung von U-Untersuchungen bis zur J2 nachweisen, die nicht mehr im Krankenhaus, sondern in der Kinderarztpraxis durchgeführt werden. Dieser Zwang zur ambulanten Rotation ist in der Praxis jedoch schwierig, weil es für die Arztpraxen sich finanziell oft nicht lohnt, Weiterzubildende für vier bis fünf Monate zum vollen Krankenhausgehalt einzustellen. Entweder die Weiterbildungsordnung wird hier entsprechend angepasst oder es gibt mehr Fördergelder, sodass Arztpraxen mehr Weiterzubildende annehmen können.“
Kahina Toutaoui (32), Weiterzubildende Allgemeinmedizin, Berlin

„Bisher ist Weiterbildung größtenteils ‚Learning by doing‘. Für mich bedeutet Weiterbildung aber eigentlich, dass wir Raum haben zum Lernen, dass wir Feedback bekommen und dass wir von unseren Weiterbildern als Ärztinnen und Ärzte geformt werden. In der Allgemeinmedizin haben wir glücklicherweise Kompetenzzentren als Anlaufstellen mit guten Lernangeboten und ein Netzwerk aus jungen Kolleginnen und Kollegen. Ein solches Netzwerk braucht man tatsächlich in der Allgemeinmedizin, denn oft arbeiten wir in einem 1:1-Verhältnis mit den Weiterbildungsbefugten in der Praxis zusammen. Dies kann positiv, aber auch negativ sein, denn es können dadurch auch Abhängigkeiten entstehen.“
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