Umfrage Junge Ärzte: Faire Bedingungen für junge Eltern

Mainz – Weiterbildung und Familie sollten problemlos miteinander vereinbar sein, um insbesondere Ärztinnen nicht in ihrem Werdegang zu benachteiligen. Dass dafür noch vieles nachzuholen ist und Frauen in der Weiterbildung auch anderweitig diskriminiert werden, zeigte sich gestern im Dialogforum mit jungen Ärztinnen und Ärzten im Vorfeld des 128. Ärztetages in Mainz.
Begonnen mit Berufsverboten in der frühen Schwangerschaft, über Hürden beim Wiedereinstieg in den Beruf, unflexible Arbeitszeiten und schlechte Betreuungsangebote für den Nachwuchs: Junge Eltern können derzeit an vielen Stellen auf Probleme stoßen, die ihnen die Weiterbildung erschweren. Darin waren sich viele Weiterzubildende einig.
„Viele Frauen wollen Vollzeit arbeiten, aber die Rahmenbedingungen passen nicht“, erklärte eine schwangere Weiterzubildende. In operativen Fächern würden schwangere Ärztinnen oft direkt in das Berufsverbot geschickt. Dies könne man oft nicht nachvollziehen. Insbesondere vor dem Hinblick des Fachkräftemangels werde das Potenzial von jungen Müttern und Schwangeren nicht genutzt, bemängelte sie.
Mit einer Änderung der Rahmenbedingungen könnten indes viele Hürden genommen werden. Teilzeitmodelle, strukturierte Dienstpläne und eine verlängerte Kinderbetreuung waren nur einige Vorschläge, die die Teilnehmenden machten, um die Situation für junge Eltern zu verbessern.
„Die Kinderbetreuung ist oft ein riesiges Problem“, sagte auch Alexander Radbruch, Direktor der Klinik für Neuroradiologie des Universitätsklinikums Bonn und Weiterbildungsbefugter. Er unterstütze beispielsweise eine Mitarbeiterin, die eine „absolute Leistungsträgerin“ sei, einen Kitaplatz zu bekommen.
Frauen müssten insgesamt sehr viel mehr leisten, um an die gleiche Position wie Männer zu kommen, gab Constanze Weber, Weiterzubildende für Neurologie am Universitätsklinikum Dresden, zu bedenken.
Das Deutsche Ärzteblatt hat nachgefragt, was weitere Teilnehmende des Dialogforums über das Thema denken.
Clara Braun (37), Fachärztin für Innere Medizin und Weiterzubildende Anästhesiologie, Saarbrücken

Ich wünsche mir mehr Struktur in meiner Weiterbildung und feste Ansprechpartner, die für die Weiterzubildenden da sind. Ein besonderes Anliegen ist mir die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, diese sollte auch in der Weiterbildung problemlos möglich sein.
Momentan gibt es dafür noch zu wenig Lösungen. Ich habe selbst zwei kleine Kinder und weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig die Koordination manchmal ist. Die Weiterbildung nimmt viel Zeit in Anspruch und es bleibt wenig Raum für die eigene Familie.
Um dies zu ändern, müssen flexible Lösungen geschaffen werden, die Müttern und Vätern die Wahrnehmung beider Funktionen ermöglichen. Wenn man sich mal nicht vollkommen auf die Weiterbildung konzentrieren kann, kommt sofort die Sorge auf, abgehängt zu werden. Hier muss ein Umdenken stattfinden.
Hannah Teipel (28), Weiterzubildende Nephrologie, Kiel

Ich wünsche mir mehr Zeit in der Weiterbildung, in der mir jemand etwas beibringt. Für die Patientenversorgung ist es riskant, wenn man sich mehr zutraut, als man tatsächlich schon kann.
Ich arbeite zudem gerade in Teilzeit, um meinen Alltag mit Kind unter einen Hut zu bekommen. Wenn Vollzeitstellen wirklich 40 bis 42 Stunden pro Woche umfassen würden und nicht 60, dann würden auch mehr junge Ärztinnen und Ärzte in Teilzeit wieder Vollzeit arbeiten.
Stressig ist zudem, dass ich oft zwischen Vollzeit und Teilzeit wechseln muss, weil bestimmte Weiterbildungsabschnitte nur in Vollzeit möglich sind. Das Thema Vereinbarkeit wird heute auch deshalb so stark diskutiert, weil früher sehr häufig der Mann arbeiten war und die Frau sich zuhause um die Kinder gekümmert hat. Heute teilen sich Paare diese Aufgaben.
Wichtig wären auch Weiterbildungsverbünde, in denen der Arbeitgeberwechsel einfacher wäre und man nicht jedes Mal einen neuen Vertrag prüfen und unterzeichnen muss.
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