Keine Einigung beim Versandverbot für rezeptpflichtige Arzneimittel
Berlin – Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom Oktober 2016 (Az. Rs. C-148/15), der die gesetzliche Festlegung eines einheitlichen Apothekenpreises für verschreibungspflichtige Arzneimittel in Deutschland als Verstoß gegen EU-Recht angesehen hatte, wollte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) schnellstmöglich ein Versandhandelsverbot für rezeptpflichtige Arzneimittel auf den Weg bringen. Einen Gesetzentwurf hatte das Haus bereits erarbeitet. Weiter gekommen ist Gröhe in der Abstimmung mit den anderen Ressorts aber bisher nicht, zeigt nun eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen im Deutschen Bundestag.
Demnach ist „der Meinungsbildungsprozess innerhalb der Bundesregierung [...] noch nicht abgeschlossen“, wie es heißt. Auch könnten „zum jetzigen Zeitpunkt“ keine Angaben zu Regelungsziel, Inhalt oder Begründung des Entwurfs gemacht werden. Die Berliner Zeitung schrieb heute, der Gesetzentwurf Gröhes werde vom SPD-geführten Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries blockiert. Zypries war Justizministerin, als der Versandhandel 2003 unter der damaligen Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) erlaubt worden war.
Die Fronten beim Thema bleiben damit nach wie vor verhärtet. Die SPD sperrt sich gegen ein Versandhandelsverbot für rezeptpflichtige Arzneimittel. Die Union will es durchsetzen. Erst vor einigen Tagen hatte die SPD einen Alternativvorschlag unterbreitet, der jedoch unverzüglich von der CSU zurückgewiesen wurde. Vor allem Bayern verharrt auf ein Verbot des Versandhandels.
Die Grünen-Sprecherin für Prävention und Gesundheitswirtschaft, Kordula Schulz-Asche, zeigte sich angesichts der Antworten der Bundesregierung besorgt. Sie forderte eine sofortige gesetzlichen Regelung, die „unverzüglich und rechtssicher die Gleichbehandlung von ausländischen und inländischen Apotheken herstellt und für die Apothekenabgabepreise Leitplanken gegen ruinösen Wettbewerb schafft“.
Gleichzeitig stellt sie sich jedoch gegen ein Versandhandelsverbot für rezeptpflichtige Arzneimittel und kritisiert, der Gesetzentwurf sei „voller unbelegter Vermutungen und Widersprüche“. „Die Behauptung von Minister Gröhe, nur die Preisbindung sei Garant für die flächendeckende Versorgung, entbehrt jeder empirischen Grundlage“, so Schulz-Asche. Dass für Gröhe allein das Versandhandelsverbot die Lösung sei, liege daran, dass er sich mit anderen Lösungen gar nicht beschäftigt hat. Sie befürchte, dass auch der in die Ressortabstimmung eingebrachte Entwurf von Gröhe in seiner Begründung nicht präziser werde als der Referentenentwurf. Das heiße, dass ein Versandhandelsverbot weiter europarechtlich und verfassungsrechtlich auf sehr wackeligen Beinen stehe. Aus Sicht der Grünen-Abgeordneten ist grundlegende Reform der Preisgestaltung im Apothekenwesen notwendig.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: