Vermischtes

Pharmabranche sieht strukturelle Probleme

  • Montag, 29. April 2024
Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, besucht in Darmstadt das Biotechnologie-Unternehmen Zedira und wird von den Gründern durch das Unternehmen geführt. /picture alliance, Helmut Fricke
Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, besucht in Darmstadt das Biotechnologie-Unternehmen Zedira und wird von den Gründern durch das Unternehmen geführt. /picture alliance, Helmut Fricke

Berlin – Zwei Tage nimmt sich Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) Zeit, um Pharmastandorte in drei Bundesländern zu besuchen. Die Branche hat klare Erwartungen. Sie sieht strukturelle Probleme am Standort Deutschland.

„Wir haben ein schlechtes Quartett aus überbordender Bürokratie, Fachkräftemangel, zu hohen Energiekosten und bröckelnder Infrastruktur“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Wolfgang Große Entrup, anlässlich der „Pharma-Reise“ von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Zudem müsse die Arzneimittelpolitik wieder deutlich innovationsfreundlicher werden.

„Auch muss sich Generikaproduktion in Deutschland wieder lohnen. Die ersten Trippel-Schritte der Regierung bei Antibiotika und Kinderarzneimitteln waren gut, weitere müssen folgen.“

Habeck bricht heute zu einer zweitägigen Reise zu Pharmastandorten in Hessen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt auf. Er besucht unter anderem große Konzerne wie Merck sowie Mittelständler. Habeck will sich laut Minis­terium ein Bild von den Herausforderungen der Branche machen. Es solle darum gehen, wie die Voraus­setzungen für die Gesundheitswirtschaft in Deutschland verbessert werden könnten.

Der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BVAC) erklärte, die Chemie- und Pharmaindustrie kämpfe mit Nachteilen wie hohen Energiekosten, steigenden Arbeitskosten und ausufernder Bürokratie. „Wir verlieren Wettbewerbs­fähig­keit und haben 2023 nicht mehr produziert als 2005.

Parallel zu diesen Herausforderungen muss unsere Branche in die Transformation investieren. Nachhaltigkeit, klimaneutrale Produktion und Digitalisierung sind absolut geschäftsrelevant. Es ist essenziell, dass die Transfor­mation gelingt und der Strukturwandel nicht zum Strukturbruch wird.“

Es brauche allen voran eine verlässliche Energiepolitik und weniger Bürokratie für die Unternehmen, bessere Bildung, eine moderne Infrastruktur, mehr Digitalisierung und langfristig tragfähige soziale Sicherungssysteme.

Bundesregierung will Standort stärken

Die Bundesregierung hatte Ende des vergangenen Jahres eine neue Pharmastrategie für die Branche beschlos­sen. Das Ziel: Deutschland soll als Forschungs- und Produktionsstandort für die Pharmabranche wieder attrak­tiver werden. So sollen unter anderem schnellere Zulassungsverfahren und unbürokratische Genehmigungen die Arzneiforschung stärken.

Die Pharmaproduktion habe sich in der Vergangenheit immer mehr auf wenige Herstellungsstätten konzentriert, insbesondere in China und Indien, hieß es. Diese Entwicklung habe zu mehr Abhängigkeit geführt. Es soll An­reize geben, Arzneimittelproduktionsstätten in Deutschland anzusiedeln, zum Beispiel für Antibiotika oder Krebsmedikamente.

Das Wirtschaftsministerium teilte mit, während der Coronapandemie habe es in der Folge Lieferengpässe bei der Grundversorgung von wichtigen Arzneimitteln gegeben, wie zum Beispiel Fiebersaft für Kinder und Antibiotika. Diese seien keineswegs behoben.

Die Versorgung der Patienten mit diesen wichtigen Arzneien sei essenziell. Die Abhängigkeiten bei wichtigen Wirkstoffen solle verringert werden. Das Ministerium arbeite aktuell unter anderem an einer Anpassung des Vergaberechts – dieses solle einen wichtigen Beitrag zur Ansiedlung von Herstellungsstätten in der EU leisten.

Große Entrup sagte, die ersten Vorschläge der Pharmastrategie zur Stärkung des heimischen Standortes seien gut und eine große Chance. „Diese muss die Koalition jetzt konsequent und mit nachhaltiger Wirkung umsetzen. Pharmaforschung und -produktion gehören zu Deutschland. Beides wettbewerbs- und damit zukunftsfähig zu gestalten, ist nicht nur unsere Erwartung, sondern eine gesellschaftliche Notwendigkeit.“

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung